«Die ersten 30 Minuten waren schlecht, die zweiten gut», fasst Chris Baltisberger beim Post-Game-Interview kurz und knapp die Partie zusammen. So simpel seine Antwort auch ist, sie ist sehr treffend. Denn die erste halbe Stunde verleitet den ZSC-Anhang ein wenig zum Gähnen. Es kommt nicht viel gutes zusammen und auch die Anzeigetafel motiviert eher den Gästeblock als die Heimfans. Es braucht einen brachialen Check in der eigenen Zone und anschliessenden Gaumenschmaus vor Genoni, um das zahlende Publikum von den Sitzen zu reissen und die Partie zu lancieren. Danach aber, herrscht Einbahneishockey in der Swiss Life Arena.
Viel Moral
Die Spieler schütteln in Minute 18 den Kopf. Obwohl der ZSC nicht brilliert, geht der Gast aus Zug dank EVZ-Verteidiger Graham mit 1:0 in Führung. Ein typischer Gegentreffer, wenn es mal nicht läuft. Er zieht von der blauen Linie ab, die Scheibe fliegt sorgenlos an allen vorbei und schlägt in der unteren rechten Ecke ein - ärgerlich! Auch beim zweiten Zuger Treffer sehen die Zürcher unglücklich aus. Hofmann tunnelt Christian Marti und serviert pfannenfertig für den erst 17-jährigen Jan Daron. Der Knipser mit Gitterhelm sagt danke und schlenzt die Scheibe unhaltbar ins Tor. Riesenjubel beim Gast, viel Frust beim ZSC. Was nun? Die erste Antwort folgt nach 34. Minuten. Christian Marti lässt seine Teamkollegen dank einem harten aber fairen Check die Scheibe erobern. Nun hat der Verteidiger Blut geleckt! Während Malgin die Scheibe treibt und an Andrighetto übergibt, sprintet Christian Marti voller Tatendrang zum gegnerischen Tor. Andrighetto sieht seinen Teamkollegen, spielt ab und darf einen Augenblick später in der ZSC-Jubeltraube strahlen. Denn Christian Marti, fast schon in Connor McDavid-Manier, tänzelt vor Genoni herum, vernascht den Goalie und versorgt die Scheibe gekonnt zum 1:2 im Tor! Was ne Kiste. Marti selbst muss sogar ein wenig schmunzeln. Aber der Treffer des Abwehrhünen zeigt Wirkung und von nun an ist der ZSC hellwach und schaltet zwei oder gar drei Gänge hoch. Es folgt beste Unterhaltung im Löwenkäfig!
Verflixt noch mal!
Es spielt ab der Spielhälfte nur noch eine Mannschaft: die ZSC Lions. Chancen wie hüben und drüben. Nur ein Zuger zeigt sich in bester Verfassung, nämlich Leonardo Genoni. Und so stürmt der ZSC-Express unermüdlich ein ums andere Mal in Richtung EVZ-Kasten. Sie benötigen fast 49 Minuten, um ihre Hochkaräter umzumünzen. Powerplay ZSC Lions, Baltisberger auf Riedi, der sieht Aberg und schon klingelt es im Kasten! Besonders Riedi behält herrlich den Überblick im Getümmel und passt zum besser postierten Pontus. Weiter, weiter, immer weiter lautet nun das Motto. Denis Malgin vergeigt drei Minuten vor dem Ende einen Penalty und Vinzenz Rohrer scheitert gar zehn Sekunden vor der Schlusssirene an sich selbst und Gleichgewichtsproblemen. Doch nicht genug, in der Verlängerung spielt Frödén einen perfekten Pass auf Riedi, Genoni liegt bereits am Boden und Willy... ja der Willy verzieht alleinstehend und lässt so den Siegtreffer liegen. Pech für den Zett, Glück für den EV Zug. Am Ende geht der Extrapunkt, trotz 45 zu 20 Torschüsse für die ZSC Lions, an die Gäste aus Zug. Im Penaltyschiessen heisst der einzige sichere Schütze Mike Künzle und der trägt bekanntlich seit sieben Jahren kein ZSC-Dress mehr. Der ZSC verliert mit 2:3 nach Penaltyschiessen.
(Marko Filipovic)