Die Partie vom 20. Dezember 2025 zwischen Fribourg-Gottéron und den ZSC Lions ist ein weiteres Kapitel in der Mythologie am Fluss Galtera. Fribourg ist um eine weitere, rätselhafte Geschichte reicher. In der 37. Minute, beim Stand von 2:1 für die Limmatstädter, macht Reto Berra einen Ausflug aus dem Kasten. Dabei verschätzt sich der Goalie und muss zusehen, wie der freistehende Rudolfs Baclers (Torschütze zum 1:0) wohl zum zweiten Mal einnetzt. Doch Balcers ist nicht wie gewohnt stilsicher an der Scheibe, vertändelt ein wenig und schaufelt den Puck ins Tor. Währenddessen setzt Berra zum Save an, kratzt die Scheibe via Stock und Fanghand aus dem Tor und lässt mit dieser grossartigen Tat die Schiedsrichter verzweifeln. Denn die Unparteiischen sehen die Scheibe bei Balcer's Abschluss nicht im Tor, der Lette und seine Teamkameraden hingegen schon. Minutenlang und unter gellendem Pfeifkonzert untersuchen die Schiedsrichter die Torszene. Besonders die Übertorkamera zeigt klar, dass die Scheibe Tor- und Hilfslinie hinter sich lässt - auch der Querbalken ist überwunden. Doch die Schiedsrichter versuchen es mit «räumlichem Denken» und sehen die Scheibe deshalb irgendwie nicht im Tor. Obwohl: doch, sie sehen sie im Tor, sie dürfen sie nur aus unbekannten Gründen nicht als hinter der Torlinie gelten lassen. Lange Gesichter bei den Zürchern, verdutzte Blicke bei den Hausherren. Ob diese Scheibe wirklich nicht im Tor war, ist etwa vergleichbar mit der Mythologie Rund um den Lindwurm (drachenartige Gestallt) in der Saga von Fribourg-Gottéron. Und an den Drachen glauben sie ja bekanntlich in Fribourg - nur das Tor von Rudolfs Balcers bleibt ein vermeintliches Phantom-Tor und ein ewiges Rätsel. Mit späteren Folgen für die ZSC Lions.
Statistik und Toranzeige stimmen
Die ZSC Lions haben sich vor dieser Partie viel vorgenommen. Nicht nur den möglichen vierten Sieg in Serie, sondern an die gute Leistung gegen Lugano anzuknüpfen und Fribourg erstmals in dieser Saison zu bezwingen. Über die gesamte Partie gesehen müssen die Zürcher die Köpfe nicht hängen lassen. Sie haben Fribourg über weite Strecken dominiert (ausser im dritten Abschnitt) und gezeigt, dass sie mit ein wenig mehr Wettkampfglück zu viel mehr in der Lage wären, als die Tabelle gerade hergibt. Rudolfs Balcers sorgt am heutigen Abend jedoch für am meisten Gesprächsstoff. Einerseits trifft er eiskalt zum 1:0 (9. Minute), andererseits erzielt er via Phantom-Tor zum 3:1 - oder eben auch nicht. Auf den schönen Bertschy-Treffer zum 1:1 nach elf Minuten, können die Zürcher erneut reagieren. Jesper Frödén trifft herrlich auf Zuspiel von Schwendeler zum 2:1 erneut nur zwei Minuten später. Die Imports scheinen den Abend zu prägen. Die Führung geht völlig in Ordnung und sie ist es auch nach 40 gespielten Minuten. Dann aber fällt das ZSC-Kartenhaus im letzten Abschnitt vollkommen zusammen und der Drache aus Fribourg erwacht wie aus dem Nichts.
Keine Kontrolle mehr
Irgendwie scheinen die Lions im letzten Abschnitt nicht mehr Herr der Lage zu sein. Fribourg muss, Fribourg kann. Sie scheinen mit einfachen Mitteln gefährlich zu werden, währen die Gäste sich vermehrt mit verteidigen beschäftigen. Und prompt kriegen sie dafür die Quittung. Der zu diesem Zeitpunkt längst fällige Ausgleich gelingt Seiler gut zehn Minuten vor dem Ende. 119 Sekunden später gelingt de la Rose dann die erstmalige Führung für Fribourg und der Zett steckt in der Zwickmühle. Nun heisst es Goalie raus, ein Spieler mehr in die Offensive. Es kommt wie es kommen muss: Nemeth profitiert von einem ZSC-Fehler und trifft auf Vorarbeit von Reto Berra ins leere Tor zum 4:2. Die Zürcher sind bedient und müssen ohne Punkte und geballter Faust in der Hosentasche die Rückreise antreten.
(Marko Filipovic)


























