Im Nachwuchs hat jede Leistungsstufe den Titel geholt. Wie gross ist die Freude bei dir als ehemaligem Ausbildungschef?
Es ist einfach nur toll! Das ist der Lohn für die langjährige harte Arbeit im Klub. Wir können endlich die Früchte ernten. Für mich ist das der grösste Lohn, den ich je hätte bekommen können – auch jetzt noch, fünf Jahre nach meiner Pensionierung.
Wo siehst du die Gründe für diesen Erfolg?
Es gibt viele Gründe. Aber einer der wichtigsten ist: Wir haben die Schwerpunkte auf die Ausbildung und die Trainerentwicklung gelegt. Eishockey entwickelt sich ständig weiter. Wir haben hart daran gearbeitet, dass unsere Trainer immer auf dem neusten Stand sind und haben uns stetig weiterentwickelt. Der heutige historische Erfolg hat seinen Ursprung vor 20 Jahren.
1999 hat Richi Jost als Nachwuchs-Sportchef Henryk Gruth ins Boot geholt – mit dem Angebot, ein «riesiges Projekt» mitzuentwickeln. Die Lions-Organisation war in einer Entwicklungsphase. Gruth hat das Angebot angenommen, ohne genau zu wissen, in welcher Funktion er arbeiten würde. 2006 konnte man erstmals nach knapp 30 Jahren wieder einen Titel im Nachwuchs feiern.
Welche Projekte hat man damals angestrebt?
Wir haben in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnerklubs die Lions-Pyramide geschaffen. Diese ermöglicht den Lions den Zugriff auf einen breiteren Talentpool. Umgekehrt haben unsere Spieler die Möglichkeit, in einer unteren Liga zu spielen, wenn sie den Sprung nicht auf Anhieb schaffen. Das war nicht immer einfach, aber es war ein Geben und Nehmen: Die kleinen Klubs liessen ihre besten Spieler in der Pyramide weiterziehen und die Lions haben sie im Gegenzug unterstützt, beispielsweise mit Trainerausbildungen.
Auf was bist du besonders stolz, wenn du auf deine Zeit in der Lions-Organisation zurückschaust?
Es war eine riesige Entwicklung, die wir angestrebt haben. Besonders die enge Zusammenarbeit mit Richi Jost war entscheidend. Wir haben uns immer zu 100 Prozent engagiert. Ich war teilweise sieben Tage die Woche beschäftigt – von morgens bis abends. Es war harte Arbeit, aber nicht nur von mir, sondern von allen Trainern.
Wie hast du damals die Trainer-Professionalisierung vorangetrieben?
Jeder Trainer hat eigene Ideen und Vorstellungen – das ist auch gut so. Mit Richi haben wir aber die Arbeit unserer Trainer vereinheitlicht. Zu 70 Prozent hatten die Trainer eine klare Vorgabe, wie trainiert werden soll und zu 30 Prozent konnten sie auch ihre Ideen einbringen. Das war unser Ziel, um eine stabile Linie zu finden. Am Ende meiner Karriere haben wir ein «Playbook» entwickelt, das jeder Trainer heute nutzt. Ein Vergleich: Hier in Polen gibt es praktisch keine Weiterbildungen für Trainer. Sie rufen mich an und fragen, wie in der Schweiz gearbeitet wird. Für sie ist es unvorstellbar, dass sich 15 Profitrainer alle zwei Wochen treffen, austauschen und eine Trainingslinie für die Spieler und die Trainer entwickeln.
Wie kann man diesen Erfolg beibehalten?
Wenn du stehen bleibst, gehst du rückwärts. Man muss sich ständig weiterentwickeln. Man kann immer etwas Neues lernen. Wir haben viele Reisen gemacht, um zu sehen, wie andere arbeiten – in Schweden, in Mannheim, in Salzburg. Ich bin zurück nach Zürich gekommen mit einem «Riesen-Kopf»: Wie bringen wir das alles in unsere Trainingsstruktur? Das war eine Herausforderung. Ich habe bei Weiterbildungen immer gesagt: Keine Angst vor Fehlern. Wer keine Fehler macht, probiert nichts Neues – und wird kein guter Trainer. Aus Fehlern lernt man am meisten.
Henryk Gruth macht es stolz, so viele gute Spieler in der Swiss League, National League oder gar NHL spielen zu sehen, die einst seine Nachwuchsstufen durchliefen. Aber nicht nur Spieler konnte er weiterentwickeln und zu Profis machen.
Fabio Schwarz war damals dein Nachfolger als Ausbildungschef – jetzt ist er Assistenztrainer der ersten Mannschaft in der National League. Auch hier hast du einen grossen Anteil daran, da du ihn immer gefördert hast.
Ich bin unglaublich stolz auf die Entwicklung von Fabio. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Ich habe versucht, ihm alles weiterzugeben, was ich konnte – fachlich wie menschlich. Wir sind nach wie vor in Kontakt, auch wenn er heute weniger Zeit hat, wegen all der Spiele (lacht). Besonders gefreut habe ich mich, als er mit der U20 Schweizermeister wurde – das war vor zwei Jahren. Das war ein schöner Moment, den wir gemeinsam geschafft haben. Für Fabio war das der Startschuss für seine Trainerlaufbahn. Ich gratuliere ihm von Herzen und freue mich riesig, dass ich ihn auf seinem Weg begleiten durfte.