Es ist zum Haare raufen im finnischen Kuopio. Nicht nur dass die Temperaturen sehr kühl sind, gleichzeitig kommt auch der ZSC-Motor überhaupt nicht in die Gänge. Zuversichtlich ist man aus Zürich nach Finnland gereist, um den amtierenden Lokalmeister nach dem 4:4-Hinspiel zu schlagen. Doch es kommt für den ZSC knüppeldick. Ein Traumtor nach dem anderen sorgt dafür, dass die Olvi Areena bestens gelaunt ihren Gelb-Schwarzen-Protagonisten zujubelt. Die Zürcher führen jegliche Statistiken an, nur nicht die wichtigste: das Scoreboard steht auf der Seite der Finnen.
Ruckzuck
Die Startviertelstunde gestaltet sich torlos, obwohl Kuopio die besseren Chancen hat. Der Zett spielt munter mit, kämpft aber ein wenig mit seiner Präsenz vor dem Kaste. Zu wenig Durchsetzungsvermögen, zu wenig Spielwitz. Anders sieht es bei KalPa aus. Nach 17 Minuten gehen sie durch Borchardt mit 1:0 ein Führung – und wie! Gefühlt mit einem Lupfer bezwingt er Simon Hrubec. So viel Feingefühl bei einem Abschluss haben wir in der CHL noch nicht häufig gesehen. Nun ist eine Reaktion der Zürcher gefragt, die sich leider aber durch Strafen den Wind aus den Segeln nimmt. So steht es nach einer knappen halben Stunde plötzlich 4:0 für die Lokalmatadoren. Eine kleine Demonstration der Macht wie es scheint. Die Lions haben später im Mittelabschnitt in zwei Powerplay-Situationen nacheinander die Chance auf eine Korrektur, doch ohne Erfolg. Während Kuopio sich wohl im Hinterkopf bereits mit dem kommenden Gegner Brynäs IF beschäftigen darf, ist es in der Kabine der Zürcher still. Es braucht schon ein Wunder, um das vorzeitige Ausscheiden als Titelverteidiger verhindern zu können.
Mission gescheitert
Nicht wenige ZSC-Fans werden vielleicht ein wenig an die Spiele gegen die Eisbären Berlin gedacht haben. Dort schaffte die Mannschaft in beiden Spielen ein 0:3 zu drehen. Und als Pontus Aberg mit einem kleinen Geniestreich nach 200 Sekunden im letzten Abschnitt auf 1:4 verkürzt, entfacht tatsächlich Hoffnung. Die Limmatstädter zeigen in diesen letzten 20 Minuten ihr bestes Eishockey während der Serie gegen KalPa Kuopio. Vier Minuten vor Schluss kann Kukan gar den zweiten ZSC-Treffer erzielen. Von nun an heisst es: Torhüter raus, mit sechs Mann auf dem Eis agieren. Sie drücken, sie kratzen, sie beissen. Aber KalPa-Schlussmann Lekkas ist heute eine Bank. Er entschärft mehrere Topchancen über die ganze Partie hingesehen. Und das Wunder von Kuopio bleibt ebenfalls aus. Nach zwei Jahren voller Erfolg, müssen die ZSC Lions erstmals wieder eine bittere Pille schlucken. Irgendwie komisch, irgendwie ungewohnt – aber so ist Sport. Für die Löwen geht es somit am Freitag weiter gegen Ajoie. Die europäische Reise nimmt in Finnland sein Ende. Die Titelverteidigung ist futsch.
(Marko Filipovic, Kuopio)























