Nach der perfekten Einstandswoche erleben die Zürcher im Emmental einen. bitteren Abend. 5100 Fans erleben in der alten «Ilfishalle» einen Leckerbissen der rauen Art. Die Tigers kratzen und beissen was das Zeug hält. Sie sind heute eklig, aufsässig und werden vom eigenen Anhang spürbar getragen. Es ist ein frecher und sehr erfrischender Auftritt der Langnauer, die dem amtieren Meister zu jedem Zeitpunkt das Leben schwer machen. Den ersten Baustein zum Erfolg legt Oskars Lapinskis. Der Lette bringt nach weniger als fünf Minuten die Hausherren in Führung (auf Vorarbeit von Phil Baltisberger). Die ZSC Lions rennen fortan diesem Rückstand hinterher und versuchen das Blatt zu wenden. Aber Langnau wehrt sich gekonnt und meist erfolgreich. Sie nerven den Zett regelrecht. Die Mannschaft von Marco Bayer schafft es nicht, in einer hitzigen Partie einen kühlen Kopf zu bewahren. 38 Torschüsse werden die Zürcher auf ihrer Statistikanzeige haben, doch leider findet nur ein Schuss den Weg ins Tor und dass auch noch zu spät. Es ist zum Haare raufen, denn unter all den Schüssen gab es genügend Hochkaräter.
Abgezockt
Bei den Zürchern versucht das Trainerteam alles Erdenkliche, um die Wende herbeizurufen. Sie rochieren in den Linien, versuchen von Drittel zu Drittel ein Mittel zu finden - doch kaum etwas geht heute. Eine gute Viertelstunde vor Schluss gelingt Langnau der vorzeitige Befreiungsschlag. Dario Rohrbach ist Nutzniesser im Offensivdrittel und netzt zum 2:0 ein. In der Arena ist die Hölle los und ein ganzes Dorf steht Kopf. Und doch, noch ist nicht aller Tage! Die Lions versuchen es schon vier Minuten vor dem Ende mit einen Mann mehr auf dem Eis und beordern Robin Zumbühl auf die Bank. Siehe da, es fruchtet. 98 Sekunden vor dem Ende erzielt Pontus Åberg sein erste Tor im ZSC-Dress. Frech und abgebrüht vernascht er Boltshauser im SCL-Tor aus spitzestem Winkel. In den letzten Sekunden erhitzen dann alle Gemüter auf dem Eis und mit der Schlusssirene fallen die Spieler übereinander her. Lehtonen & Co. lassen den Frust für einmal auf eine andere Art und Weise aus. Am Ende liegen sich die Protagonisten nach dem Spiel in den Katakomben in den Armen und vertragen sich - so geht Sportsgeist. Trotzdem müssen die Zürcher über die Bücher. Immer wieder bekunden sie Mühe bei solchen Spielen. Was meist doch mit einem ZSC-Sieg endet, ging in Langnau für einmal schief. Mund abputzen und weitermachen.
«Fünf Minuten reichen nicht»
Chris Baltisberger ist nach der Partie bedient: «Wir haben gewusst, dass Langnau eine kämpferische Mannschaft ist und dass es eine gewisse Intensität braucht um zu bestehen. Dies haben wir heute nicht aufs Eis gebracht. Die Niederlage geht leider in Ordnung. Nur in den letzten fünf Minuten Gas zu geben, reicht leider nicht. Die Emotionen am Ende gehen in Ordnung. Abhacken und am Freitag geht es weiter in Ambri.»
(Marko Filipovic)