Das Schweizer Eishockey wird immer professioneller und hat sich in den letzten Jahrzenten stark verändert. Deshalb hat Swiss Ice Hockey in der Saison 2022/23 eine umfassende Strukturanalyse durchgeführt, um den sportlichen Aspekten weiterhin gerecht zu bleiben. Die Analyse zeigte sehr positive Trends im Schweizer Eishockeynachwuchs, wies aber eben auch gewisse Systemschwächen auf. «Im grossen Bild zeigten sich auf der einen Seite zu frühe und fehleranfällige Selektionszeitpunkte und auf der anderen Seite immer später werdende Einstiegsmöglichkeiten ins professionelle und semiprofessionelle Eishockey», schreibt die SIHF in ihrer Medienmitteilung vor einem Jahr. Die Klubs haben an den drei Regionalversammlungen in Ascona (TI), Konolfingen (BE) und Vallorbe (VD) einer umfangreichen Strategieüberarbeitung im Nachwuchs zugestimmt. Sie trägt den Namen «Impact +1».
Anpassung der Stufen
Die markanteste Änderung betrifft die Altersstruktur: So wurden die Nachwuchskategorien um ein Jahr nach oben verschoben. Die U11 wird zur U12, die U13 zur U14, die U15 zur U16, die U17 zur U18 und die U20 zur U21. Diese Anpassung orientiert sich laut Nachwuchssportchef Edgar Salis an internationalen Standards: «Die wichtigsten Eishockeynationen arbeiten bereits seit längerem mit geraden Jahrgangsstufen wie beispielsweise mit der U14, U16 und U18. Die Schweiz passt sich hier an – das ergibt Sinn.» Besonders positiv seien die flexibleren Einstiegsmöglichkeiten für Kinder bis zur Altersstufe U12. «Damit erhalten Kinder ein Jahr mehr Zeit, bevor sie erstmals leistungstechnisch eingeordnet werden», erklärt Salis. Zu frühes Selektieren sei problematisch. Bisher wurde dies häufig vom System erzwungen. «Es ist gut, dass es nun angepasst wird.»
Nur eine Stufe weicht von den internationalen Standards ab: die U21. Im internationalen Eishockey hört der Nachwuchs nach der U20 auf. «Da stellt sich natürlich bei uns in der Schweiz schon die Frage, ob wir Jugendeishockey bis 21 Jahren anbieten müssen», so Salis. Für jene Spieler, die den Sprung ins Profitum noch nicht geschafft haben, sei es hingegen ein Vorteil. «Sie haben somit ein Jahr mehr Zeit zu reifen und eine geeignete Anschlusslösung zu finden – sei es als Profi oder im Breitensport.»
Mehr Kinder – mehr Personal
Die neue Stufenstruktur bringt auch personelle Konsequenzen mit sich. Durch die wachsende Anzahl Kinder pro Jahrgang und den späteren Übergang in die Leistungsstufen musste die Lions-Organisation zusätzliche Trainerstellen schaffen. Auf der Stufe U12 sind nun zwei 100-Prozent-Stellen eingerichtet, im Bereich U9 wurden zwei weitere Stellen mit je 60 bis 70 Prozent geschaffen. Der Grund: Das Verhältnis zwischen Trainern und Kindern soll weiterhin pädagogisch und sportlich vertretbar bleiben. «Ein Trainer kann nicht gleichzeitig für 130 Kinder verantwortlich sein», sagt Edgar Salis. «Ohne personelle Verstärkung wäre das nicht mehr tragbar. Da bin ich froh, haben wir nun zwei neue Pensen schaffen können.»
Fazit: Sinnvolle Reform mit moderatem Anpassungsbedarf
Das Schweizer Eishockey ist auf gutem Weg. Der Verband spricht von immer mehr Anmeldungen: «In den Lizenzierungen von der U9 bis zur U20 konnte Swiss Ice Hockey in der Saison 2023/24 sowohl bei den Jungs wie auch bei den Mädchen mehrjährige Höchststände verzeichnen.»
Insgesamt beurteilt die Lions-Organisation die Reform «Impact +1» als sinnvolle, wenn auch moderate Veränderung. «Es ist eine strukturelle Anpassung, keine Revolution», hält Salis fest. «Ob sich durch diese Veränderungen noch mehr Spieler bei uns ausbilden lassen, werden wir in den kommenden Jahren sehen.»