Viele von uns haben in ihrem Leben schon eine Tier-Dokumentation gesehen. Die Spiele der ZSC Lions haben einiges gemeinsam mit den packenden, spannenden und eindrücklichen Filmstreifen aus unserer Wildnis. Nehmen wir eine klassische Dokumentation über den König unter den Tieren: den Löwen. Wenn der Löwe auf Jagd geht, beginnt meist der interessante Teil einer Dokumentation. Ein Löwe auf der Jagd nach Futter oder im Falle der ZSC Lions nach Punkten. Als Gruppe schleichen sich Löwen grazil und gekonnt an die gewünschte Beute heran. Manchmal eine Antilope, mal ein Zebra oder auch Gnus. Sie kesseln die Beute ein, versuchen mit gezielten Angriffen etwas zu holen. Doch des Löwen Gegner ist oft clever und findet auch in schwierigen Situationen einen Ausweg, um zu überleben. Und so sehen wir nicht selten in diesen Dokumentationen, dass der Löwe zwar nah dran ist an der Beute, doch am Ende des Tages leer aus geht. Diese Szenerie beschreibt die aktuelle Situation der ZSC Lions ganz gut. Denn auch die Löwen im Zürcher Hockeydress sind seit geraumer Zeit nah an ihrer Beute (Siege/Punkte) dran, gehen dann aber meist leer aus. Es wirkt ein wenig wie verhext...
Wo bleiben die Krallen?
Die Limmatstädter haben sich für die Partie beim Leader viel vorgenommen. Warum nicht heute für einen Befreiungsschlag sorgen? Warum nicht den HCD auf deren Eis ärgern? Fragen über Fragen, die uns am Ende des Abends weiterhin beschäftigen werden. Der Start der Zürcher ist suboptimal - Davos regiert. Nach knapp sieben Minuten bringt Topscorer Stransky seine Farben mit 1:0 in Front. Der Tscheche trifft im Powerplay. Die Lions werden für zu viele Spieler auf dem Eis gestraft. Tja, auch in der Prärie kann bei der Jagd ein Löwe zu viel, den Angriffsplan durchkreuzen. Doch der Gegentreffer macht die Zürcher nun besser. Sie agieren aktiver und kombinieren sich besser in die gegnerische Zone. Aber Obacht, der HCD macht gefühlt aus jeder Halbchance eine gute! Wann schlägt der Löwe endlich zu? Im anschliessenden Mitteldrittel jedenfalls nicht. Obwohl sie minutenlang den Gegner dominieren und in der eigenen Zone festhalten, können sie kein Tor erzielen. Unglaublich wie Aeschlimann den Save des Monats auspackt und hinter seinem Rücken den fallenden Puck noch kratzt. Die Zürcher haben ein klares Chancenplus im Mitteldrittel und können nach dem Gezeigten trotz Rückstand beruhigt durchatmen in der Pause. Da liegt was in der Luft.
Der Steinbock gewinnt
Es dauert dann leider nur 65 Sekunden, bis die Operation Comeback der ZSC Lions einen herben Dämpfer erhält. Tambellini erhöht, erneut im Powerplay, auf 2:0. Der vorzeitige Nackenschlag. Denn die Hausherren verteidigen nun clever und robust, während die Gäste unglücklich dem Zwei-Tore-Rückstand hinterherrennen. Aber hey, fünf Minuten vor dem Schluss kehrt Hoffnung zurück. Neuzugang Andy Andreoff zwickt die Scheibe zum 1:2 zwischen Aeschlimanns Beinen hindurch. Es ist die Torpremiere in der National League für den Kanadier. Und als der Zett mit einem Mann mehr noch zusätzlichen Druck aufbauen möchte, scheitert er immer wieder am starken HCD-Schlussmann. Schliesslich entwischt Asplund und verwertet das Zuspiel von Corvi ins leere Tor zum 3:1. Der HCD bleibt daheim eine Macht, während die Zürcher auf der Heimfahrt über die Bücher müssen.
(Marko Filipovic, Davos)