Es braucht gute 45 Minuten Spielzeit, bis die ein oder andere Smartwatch am Handgelenk sich meldet: «Laute Umgebung.» Bis ins letzte Drittel ist die Partie resultattechnisch ausgeglichen, doch Lugano hält meist das Zepter in der Hand und stürmt unermüdlich aufs Zürcher Tor. Aber nach der zweiten Pause schwappen die Euphorie und die endlosen Fangesänge des Limmatblock auf die ganze Swiss Life Arena über. Das Team der ZSC Lions wird angepeitscht und scheint dadurch beflügelt wie noch nie in diesem Spiel. Dann läuft Rudolfs Balcers aus der eigenen Hälfte an, vernascht alles und jeden, um anschliessend die Scheibe locker lässig im Tor zum 3:2 zu parkieren. Eine Augenweide und die Wende gegen Lugano.
Moral bewiesen
Lugano muss man eingestehen, gibt den Ton von Beginn weg an. Die Lions können meist nur reagieren statt agieren. Und so rennen sie ab Minute 12 einem Rückstand hinterher den Michael Joly zu verantworten hat. Gut eine Minute vor dem ersten Pausentee dann aber der Ausgleich durch Rudolfs Balcers. Der Lette setzt seinen guten Lauf fort und sorgt mit dem erst vierten ZSC-Schuss für das 1:1. Im zweiten Abschnitt sieht es meist ähnlich aus. Lugano geht dank Fazzini in Führung und die Lions gleichen zwei Sekunden vor der Pausensirene durch Denis Malgin wieder aus. Doch in diesem Mittelabschnitt sind die Zürcher um einiges aktiver als noch zuvor und können dank einem Kraftakt gepaart mit Finesse von Sven Andrighetto den 2:2-Ausgleich erzwingen – herrliche Vorarbeit von Zehner.
Explosion
Und dann eben wird es laut, ganz laut in der Swiss Life Arena, als Balcers den sehenswerten Führungstreffer schiesst. Sigrist und allem voran Rohrer haben die Entscheidung auf der Kelle – verpassen aber! Lugano darf in den letzten fünf Minuten mit einem Mann mehr agieren. Als die zwei Minuten erfolglos verstreichen, nehmen sie den Goalie raus, um weiterhin in Überzahl zu spielen. Der Schlusseffort der Gäste sollte nicht belohnt werden. In der letzten halben Minute treffen Malgin und Andrighetto beide noch ins leere Tor und sorgen für eine Freudenparty in Altstetten an einem Dienstagabend. Der Zett gewinnt mit 5:2 gegen den HC Lugano.
(Marko Filipovic)
