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In der neuen KEK passt sogar der Goalie durch die WC-Tür

In der neuen KEK passt sogar der Goalie durch die WC-Tür

Dank Sanierung ist die Küsnachter Kunsteisbahn technisch im 21. Jahrhundert angekommen. Die Heimstätte von sieben Eissportvereinen hat sich auch optisch markant verändert.

Beim Betreten einer neuen Garderobe rümpft Matthias Höhener die Nase. «Das riecht bereits etwas streng.» Der Projektleiter der KEK-Sanierung ist überrascht, wurde doch der Raum in der neuen GCK-Homebase erst vor Kurzem von einer Nachwuchsmannschaft in Beschlag genommen. Betriebsleiter Bruno Kuster lacht: «Das geht deutlich intensiver.» Lüftungen schaffen da Abhilfe, sie sind eine von ganz vielen Neuerungen der Wintersportstätte.

 

In der vergangenen Woche gewährten Kuster, Höhener und der Küsnachter Gemeinderat Adrian von Burg der «Zürichsee-Zeitung» während eines Rundgangs einen ersten Einblick in die umgebaute und erweiterte Anlage. Nach sportlichen zehn Monaten Bauzeit ist die Sanierung der Kunsteisbahn Küsnacht abgeschlossen. Sieben Eissportvereine mit 1400 Aktiven, darunter rund 600 Kinder und Jugendliche, sind auf ihr beheimatet. Solange mussten sie sich auf die Rückkehr aus dem Exil gedulden. Seit letztem Wochenende ist auch das Aussenfeld für den öffentlichen Eislauf geöffnet. Zahlreiche Hobbysportler und Eltern mit Kindern vom Zürichsee sowie aus umliegenden Regionen gleiten übers frisch aufbereitete Eis.

 

Die KEK erstrahlt in neuem Glanz und ist nun technisch auf dem neuesten Stand, sprich im 21. Jahrhundert angekommen. Und sie ist definitiv kein Goldküsten-Prunkbau, sondern eine zweckmässige Infrastruktur – für Eissportbegeisterte aller Generationen.

 

Betriebsgebäude

 

Um das Gebäude laufen, bis man den Eingang findet – das war gestern. Eine Beschilderung lenkt Besucherinnen und Besucher zur Treppe, die hinauf zum Aussenfeld und neuen Zugang des Betriebsgebäudes führt. Das alte aus dem Jahr 1966 wurde bis aufs Untergeschoss abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Nur das legendäre KEK-Logo hängt frisch revidiert noch an der Aussenfassade und erinnert an die vergangenen Zeiten.

 

Hinter der Glastür befinden sich die Kasse und öffentliche Garderobe. Wer die KEK vor der Sanierung betrat, wähnte sich nicht selten in der Zeit zurückversetzt. Im Betonbunker miefte es oftmals und auch optisch war er arg in die Jahre gekommen. Nun steigt einem der Duft frischen Leders in die Nase – er kommt von all den nigelnagelneuen Schlittschuhen, die zur Vermietung bereit stehen und auf Holzbänken geschnürt werden können. Die Holzwände wirken einladend und tragen zum frischen Geruch bei. «Bis auf wenige Ausnahmen Schweizer Holz», betont Projektleiter Höhener.

 

Der nördliche Teil im Erdgeschoss ist nur für Angestellte oder den Vereinssport zugänglich. Dort befinden sich neben fünf Garderoben, einem Büro für die Bistro-Pächterin auch Toiletten und eine Dusche fürs Betriebs- und Bistropersonal. Betriebsleiter Kuster öffnet die Tür zum Aufenthaltsraum, der ihm ein Anliegen war. «Endlich können wir unsere Pausen in angenehmer Atmosphäre verbringen.»

 

Aussenfeld

 

Grösser ist es nicht, die Banden und Netze sind jedoch neu. «Der Schneefall war beim Eisaufbau nicht förderlich», schildert der Betriebsleiter. Dennoch war das Aussenfeld rechtzeitig bezugsbereit. Die Scheinwerfer sind mit neuester LED-Technik ausgestattet, wie auch sämtliche Leuchten auf der KEK. «Dadurch sparen wir Energie und Kosten», so Kuster. Die öffentlichen Toiletten, eine davon ist – wie die ganze Anlage – rollstuhlgängig, und den Sanitätsraum erreicht man direkt vom Eisfeld.

 

Im angrenzenden Gebäude befindet sich die Garage für die Eismaschine samt Werkstatt. Vor der Curlinghalle laden weiterhin die alten Holzliegen zum Ausspannen ein.

 

Stadion

 

Das Stadion wurde einem sogenannten Facelifting unterzogen. «Viele Massnahmen sind, wenn überhaupt, nur auf den zweiten Blick sichtbar. Statische Verstärkungen des Hallendachs, Auflagen seitens Brandschutz und die Einhaltung neuer Normen zum Beispiel», verrät Projektleiter Höhener. Die Verpflegungsausgabestellen wurden modernisiert und die roten Sitzschalen durch anthrazite Klappstühle ersetzt, wobei 200 der insgesamt 1200 Sitzplätze gepolstert sind. Neu verfügen die Heimfans über einen Sektor mit über 200 Stehplätzen, auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls über 200 Stehplätze für die Gästefans.

 

Die Pressetribüne ist kein Provisorium mehr und für die Live-Übertragungen der Swiss-League-Spiele wurde ein TV-Podest errichtet. Während der Besichtigung halten die GCK Lions ihr allererstes Training auf dem Eis ab. Die Spieler machen sich mit den flexiblen Banden und Plexiglasscheiben vertraut. «Der Banden-Handlauf war früher spielfeldseitig angebracht, nun ist die Verletzungsgefahr geringer», führt Betriebsleiter Kuster aus.

 

Bistro

 

Das Bistro ist kein Vergleich zu früher, sondern lädt im Obergeschoss des Betriebsgebäudes nun viel mehr zum Einkehren und Verweilen ein. «Die Bilder und Plättli, die auf den ersten Blick wie Eisplatten wirken, verleihen der Räumlichkeit einen nordischen Touch», zeigt sich Gemeinderat von Burg vom Erscheinungsbild angetan. Die Einrichtung folgt einem klaren Farb- und Materialkonzept.

 

Drinnen verfügt das Bistro über 50 Sitzplätze plus deren 10 an der Bartheke, auf der Terrasse kommen gut weitere 30 hinzu. Die Küche ist hochmodern ausgestattet. Von Burg ist überzeugt, dass das Betriebskonzept der neuen Pächterin ankommt. Es war mit ein Grund, weshalb Fatushe Asllani den Zuschlag erhielt. Sie führte 18 Jahre lang das Ristorante Rosa dei Venti im ehemaligen Bahnhöfli im Zentrum von Küsnacht und ist mit der lokalen Bevölkerung vertraut. Am 28. Januar bewirtet sie erstmals Gäste im KEK-Bistro.

 

Homebase der GCK Lions

 

Der privat finanzierte Anbau südlich des Stadions dient der Förderung der Junglöwen und ist ein zeitgemässes Kernstück– vor allem die Garderobe des ZSC-Farmteams. Sie bietet viel Platz und ist mit modernster Technik ausgerüstet. Davor können sich die Spieler in einem Loungebereich austauschen, zudem steht ihnen ein Raum für Physiotherapien zur Verfügung. Das Trainerbüro wurde von der Mannschaftsgarderobe abgegrenzt und im oberen Stock untergebracht. Hier werden Taktiken ausgeheckt und Verträge unterschrieben.

 

Bei der Planung der GCK-Homebase wurden sogar kleinste Details berücksichtigt. Wie etwa breitere WC-Türen für die Goalies oder höher angesetzte Wasserhähne, sodass die Spieler ihre Trinkflaschen mühelos füllen können. Der Anbau ist mit einem separaten Eingang samt Lift versehen. «Davon profitiert nicht nur der Materialwart, früher mussten wir hundert Kilogramm schwere Putzmaschinen die Treppe hochschleppen», zeigt sich Betriebsleiter Kuster erleichtert. Für den Unterhalt der Garderoben und Büros ist die Lions-Organisation verantwortlich.

 

Technik/Nachhaltigkeit

 

Die Kältezentrale und der Maschinenraum bilden das Herzstück der KEK. Darin befinden sich die Hoch- und Niedertemperaturspeicher, neue Verdichter und der 5-Tonnen-Amoniaktank. Fühler überwachen diesen elektronisch. «Wir erfüllen sämtliche Sicherheitsvorschriften», betont Betriebsleiter Kuster. Digitale Anzeigen dienen der Überwachung der komplexen technischen Anlagen. «Erscheint darauf ein ‹Lätsch›, mache auch ich einen», erklärt Kuster. Laut Projektleiter Höhener flossen über 7 Millionen Franken der Sanierungskosten in die Technik.

 

Das zahlt sich aus, denn allein die ersetzte Eisaufbereitungsanlage verursacht wesentlich tiefere Energiekosten. Zudem nutzt die Werke am Zürichsee AG (WAZ) die Abwärme der KEK, um künftig über 100 Wohneinheiten in der Umgebung zu heizen. Dazu wurden vor dem Stadion 50 Bohrungen bis in 320 Meter Tiefe durchgeführt. So lassen sich jährlich fast 500 Tonnen CO₂ einsparen. Auch die erweiterte Solaranlage auf dem Dach des Betriebsgebäudes trägt zur Nachhaltigkeit bei.

 

Finanzen

 

Rund 20 Millionen Franken investierte die finanzstarke Gemeinde Küsnacht, die in ihrer Jahresrechnung 2021 einen Gewinn von 9,3 Millionen auswies, ins Projekt. Bewusst wurde auf Schnick-Schnack verzichtet und «alles aufs Mindeste reduziert, weshalb wir einige Kompromisse eingehen mussten», fügt Kuster an.

 

Zufrieden kann Adrian von Burg, Liegenschaftenvorsteher der Gemeinde, festhalten: «Wir befinden uns im vorgesehenen Kostenrahmen.» Auch der Terminplan wurde eingehalten. «Beides ist alles andere als selbstverständlich», lobt der Gemeinderat den Projektleiter. «Lieferengpässe und die Teuerung waren im Projekt äusserst herausfordernde Begleitfaktoren. Was mir viel wichtiger erscheint, dass wir eine unfallfreie Bauzeit hatten», betont Matthias Höhener.

 

Die Eintrittspreise werden in diesem Winter nicht erhöht. «Aber auf nächste Saison hin müssen wir sie nach oben anpassen», kündigt Betriebsleiter Kuster an.

 

Erste Feedbacks

 

Bisherige Rückmeldungen fielen laut Kuster allesamt positiv aus, auch jene aus der Chefetage der ZSC Lions. CEO Peter Zahner zeigte sich nach der Besichtigung mit einer Delegation seiner Organisation beeindruckt, insbesondere von der neuen GCK-Homebase. «Die sportliche Leitung ist begeistert», ergänzt Gemeinderat von Burg. Die Spieler sind es ebenso, wie beispielsweise Nicolas Baechler. «Dass unsere neue Garderobe so schön und geräumig ist, hätte ich nicht erwartet», sagt der 19-jährige Stürmer, der in der laufenden Saison mit den ZSC Lions in der National League debütieren und vier Partien bestreiten durfte.

 

Die GCK Lions hatten bislang ihre Heimspiele der Saison im Exil auf der Kunsteisbahn in Oerlikon bestritten. Am Dienstag trugen sie ihre erste Partie auf der sanierten KEK aus und unterlagen Visp 2:3. Julian Mettler schrieb Geschichte, er erzielte in der 8. Minute vor 190 Zuschauern auf dem neuen Spielfeld das erste Tor für die Junglöwen in der Swiss League. Am Samstag, 28. Januar, als die GCK Lions anlässlich des KEK-Eröffnungstages gegen Thurgau antraten, war der Publikumsaufmarsch mit 580 Zuschauern grösser. Die Junglöwen gewannen mit 5:2.

 

Von Dominic Duss / Zürichsee-Zeitung



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