Patrick, wie erklärst du dir die vergangene Saison, die mit dem Finaleinzug und Vizemeistertitel seinen Höhepunkt fand?
Wir reduzieren den letztjährigen Erfolg nicht nur auf diese eine Saison. Wir haben eine Entwicklung gemacht und sind vorläufig auf dem Höhepunkt dieses Prozesses angekommen. Unsere Mannschaft hat sich in den letzten Jahren lange eher nach unten in der Tabelle orientieren müssen und es fehlte die Winner-Mentalität in einer meist sehr jungen Mannschaft. «Wir dürfen verlieren», war die legitime Begründung.
Wie verändert sich ein solcher Team-Gedanke?
Wir wollten uns ans Gewinnen gewöhnen, das war das grosse Ziel. Viele Voraussetzungen waren gegeben in unserem Kader, doch es fehlte das entsprechende Risikomanagement und genau daran haben wir gearbeitet. Bereits in der Saison 2022/23 kamen wir in den Halbfinal gegen den EHC Olten. Die positiven Erlebnisse waren wichtig, um erfolgshungrig zu werden. Dazu ist eine «jetzt-erst-recht-Reaktion» entstanden, weil jene Niederlage im Halbfinal schmerzhaft war. Nun haben wir uns für diese Anpassungen im mentalen Bereich und für die professionelle Arbeit selbst belohnt.
Die Frage muss kommen: Wie weiter nach der erfolgreichsten Saison der GCK Lions?
Wir müssen auf den jüngsten Erfolgen aufbauen. Mit Captain und Rekordspieler Xeno Büsser sowie Silvan Landolt und Mattia Hinterkircher verlässt uns viel Erfahrung. Mit Christian Pinana haben wir deshalb wieder einen routinierten Spieler im besten Hockeyalter verpflichtet. Wir haben uns gut entwickelt, es wird zielorientiert gearbeitet und der Spassfaktor kommt dennoch nicht zu kurz. Die harte Arbeit müssen wir nächste Saison bestätigen und weiterhin am Winner-Feeling schleifen. Deshalb verlange ich auch von Trainer Marco Bayer, dass er auf demselben Niveau besser werden will.
Die Mannschaft soll also auch nächste Saison oben mitspielen, oder?
Das stimmt «eigentlich», wir wollen immer besser werden. Aber in der Lions-Organisation darf die individuelle Ausbildung nicht vergessen werden. Die GCK Lions sollen primär nicht erfolgreich in der Tabelle dastehen, sondern ein essenzieller Zwischenschritt für die jungen Spieler bleiben. Unsere Devise lautet: Die eigenen jungen Spieler entwickeln – mit bestmöglichem sportlichen Resultat.
Wie weiss ein Spieler, was er kann oder können muss?
Das vermitteln wir den Spielern in Gesprächen. Mein Job ist es, ehrlich zu sein. Wir müssen jedem einzelnen Spieler eine Rolle, einen Job zuteilen. Unser Kader braucht aus taktischen Gründen auch defensive Flügel und nicht nur 100-Tore-Männer. Sie müssen pflichtbewusst sein und «beissen» lernen, damit sie im Optimalfall bei den ZSC Lions gut vorbereitet ins kalte Wasser springen können. Ich sag den Spielern oft dasselbe: «Wenn du das machst, was du kannst und es sogar perfektionierst, hast du gute Chancen. Schwieriger wird es, wenn du Sachen versuchst oder machst, die niemand sehen will und das Fehlerrisiko unnötig erhöhen.»
Was für Hebel hat ein Sportchef?
Ich muss dem Trainer ein Kader bereitstellen, mit welchem er arbeiten kann. Die Message muss klar sein: Bei den GCK Lions wird kein Junioren-Sport ausgeübt, sondern Erwachsenen-Hockey. Deshalb war es uns in der Vergangenheit wichtig, vermehrt erfahrene Spieler im Kader zu haben, die nicht nur den Spätherbst ihrer Karriere geniessen wollen. Büsser, Blaser, Neuenschwander, aber auch Backman sind beste Beispiele dafür. Von mir kommt die individuelle Spielerbewertung oder in Absprache mit dem Trainer auch einmal eine strengere Ansage. Schöpft ein Spieler sein Potential nicht aus, muss ich ihm klar machen, um was es hier geht. Besonders wichtig ist uns der Faktor Schule: Die Leistungen neben dem Eis müssen ebenfalls stimmen. Wir fordern auf und neben dem Eis gute Leistungen von unseren Spielern. Ich persönlich will eine Randfigur bleiben. Ich will die Nähe zum Team haben, ohne dabei ständig in der Garderobe sein zu müssen.
Und wie überzeugst du einen Spieler von der Sky Swiss League?
Die Entwicklung der GCK Lions ist für jeden Spieler reizvoll und auch die Infrastruktur ist gewachsen. Das Erreichen des letztjährigen Finals ist an sich nicht entscheidend und doch hilft es den Spielern und der Organisation. Auch hier ist ehrliche Kommunikation das A und O. Der Spieler muss seine Funktion und Rolle im Team kennen, dann entscheidet sich ein guter Spieler gerne für die GCK Lions. Besonders bei den erfahrenen Spielern, die wir für unser junges Kader brauchen, wollen wir solche, die vorangehen und unsere Jungen mitziehen.
Was gibst du deinem Team für die Saison 2024/25 mit auf den Weg?
Wir sind neben Bellinzona das einzige Farmteam, dass in dieser Liga übriggeblieben ist. Ich will, dass jeder weiss, dass er es sich verdient hat, bei den GCK Lions zu spielen. Die Spieler müssen sich aber bewusst sein, dass es eine grosse Chance ist bei uns zu spielen und dass sie hart arbeiten müssen. Genau das verlange ich von meiner Mannschaft. Denn das Ziel der meisten Spieler muss sein, den nächsten Schritt in Richtung National League zu schaffen.