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«Nach 15 Jahren wird der ZSC zur Familie»

«Nach 15 Jahren wird der ZSC zur Familie»

Lukas Flüeler hat Fanghand und Stock an den Nagel gehängt. Der mehrfache Meistergoalie spricht über den harten, aber fairen Konkurrenzkampf mit Mentor Ari Sulander, über Titel, Verletzungen und über seinen schmerzlichen Abschied von den ZSC Lions.

555-mal zog Lukas Flüeler das Trikot der ZSC Lions für ein Pflichtspiel an. Titel und Auszeichnungen gab es viele in seiner 15-jährigen Karriere, doch geschenkt wurde ihm nichts. Bevor «Flüeli» Stammhüter des ZSC wurde, hatte er sich gegen Ari Sulander beweisen müssen. «Sulo war ein Mentor für mich, ein Top-Goalie und dazu noch eine Legende.» Als junger Goalie habe man es nie einfach, trotzdem habe Sulander stets auf einen fairen Konkurrenzkampf bestanden. «Er hat es mir bis zum Schluss nie leicht gemacht und mir nie etwas geschenkt», erzählt Flüeler. Hinter dem Finnen wird er 2008 Meister und erlebt den Gewinn der Champions Hockey League 2009 mit, danach avanciert Flüeler zur Nummer eins im Tor: Er wird 2012, 2014 und 2018 Schweizermeister, gewinnt 2016 den Schweizer Cup und erarbeitet sich viel Anerkennungen im Laufe seiner Karriere.
Sein letzter Auftritt im Löwendress ist auf den 4. Dezember 2021 datiert – danach zwickt der Rücken und eine «Abschiedstournee» bleibt aus. Das letzte Spiel mit Flüeler gewinnen die Zürcher in der Leventina bei Ambri-Piotta. Luki zeigt eine herausragende Dernière. Wir zitieren den Spielbericht: «Flüeler hext. Der Schlussmann der ZSC Lions erwischt einen löwenstarken Abend und lässt die gegnerischen Stürmer verzweifeln.» Diese Worte passen gut zum ehemaligen Zett-Goalie, denn genau mit diesen Taten wird er uns in Erinnerung bleiben!

 

Highlight 2012

 

Obwohl Lukas Flüeler in seinen letzten Monaten keinen Einsatz mehr bekommt, bleibt er ehrgeizig. «Jeder Sportler hofft, dass er spielt und in meinem Fall, dass ich auf dem Eis stehe. Den richtigen Moment zum Aufhören gibt es nur selten.» Wer ihn bei seinen letzten Trainingseinheiten in der Kunsteisbahn beobachtet, kann ein letztes Mal seine Paraden geniessen. «Ich wusste während den Playoffs nie so genau, wann unser letztes Training sein wird. Deshalb habe ich nochmals alles darangesetzt, jeden Schuss abzuwehren.» Ob auf dem Matchblatt oder nicht, Flüeler bleibt während den Playoffs ein wichtiger mentaler Bestandteil der Mannschaft. Im Training motiviert er und findet auch für die jüngeren Mitspieler immer wieder die passenden Worte. Teamsport – er genoss ihn eine ganze Karriere lang.
Sich selbst beschreibt Lukas als kollegialen Goalietyp. Dass die Lions-Organisation so viele tolle Torhüter herausbringt, schreibt er Goaliecoach Stephan Siegfried zu. Lukas Flüeler hat viele schöne Momente, aber natürlich auch die bitteren erlebt. «2012, der Titel, den wir in Bern im siebten Spiel geholt haben, bleibt für mich am speziellsten.» Die schwersten Momente waren jeweils seine Verletzungen. «Eine Verletzung ist mental sehr anspruchsvoll und den Kollegen zuzuschauen macht das Ganze noch schwieriger. Doch mir ist es immer wieder gelungen zurückzukommen. Das hat mir sehr viel Vertrauen in mich selbst gegeben», fasst er zusammen. Der Kraftraum war in Flüelers Karriere nie sein bester Freund. «Rückblickend wurde mir das vielleicht ein wenig zum Verhängnis.» Es schadet also nie, eine Extraschicht zu absolvieren…

Businesshemd statt Hockeytrikot

 

Die Playoffs 2022 erlebt der Goalie als Zuschauer, was künftig alltäglich sein wird. Das Mitfiebern findet er fast noch schlimmer, denn er ist machtlos dabei. Von den ZSC Lions Abschied zu nehmen, fällt Flüeler nicht leicht. «In 15 Jahren wächst die Organisation einem ans Herz. Sie ist ein Grossteil meines Lebens, mein Zuhause gewesen». Und er fügt hinzu: «Nach 15 Jahren wird der ZSC zur Familie.» Viele Leute aus dem Umfeld der Löwen sind ihm ans Herz gewachsen. «Sie machen alles mit sehr viel Leidenschaft, egal ob als Eismeister oder die Personen hinter den Kulissen.»
Nun enden gleich zwei Ären in der Clubgeschichte des ZSC: Lukas Flüeler und die ZSC Lions packen ihre Sachen und zügeln. Für den ehemaligen Torhüter geht es zur Swiss Life und für den Club in die gleichnamige Arena. Flüeler treffen wir also bald in Hemd und lockerem Businesslook an, statt maskiert im Hockeydress. Neu kümmert er sich um Unternehmensstrategien in einem Finanzteam und nicht mehr um Mannschaftsstrategien, um seine Fangquote aufzupolieren.
Bevor es ins Büro geht, geniesst Lukas als frischgebackener Vater mit seiner Frau Nina und Tochter Stellina seinen Vaterschaftsurlaub. «Ich freue mich schon jetzt darauf, im neuen Stadion den Jungs zuzuschauen. Die Arena wird unglaublich cool, und zwar für Spieler wie auch für die Fans», schliesst Lukas Flüeler ein emotionales letztes Gespräch.

 

 

Lukas Flüeler mit Mentor Ari Sulander und Champions Hockey League-Pokal im 2009.

 

 

Flüelers letztes Meisterstück: 2018 mit den ZSC Lions in Lugano.

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