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Derbys: Zum Glück gibt es sie wieder

Derbys: Zum Glück gibt es sie wieder

Nach vier Jahren Unterbruch sind die Derbys gegen den EHC Kloten zurück, was nicht nur Severin Blindenbacher freut.

Zum Zürcher Eishockey-Derby gibt es mehr Geschichten als die bisherigen 212 Duelle zwischen den ZSC Lions und dem EHC Kloten, die bis jetzt auf Meisterschafts-Ebene gespielt wurden. Im Dunst von Zigaretten-Rauch und Bratwurst-Geruch waren vor der Renovation des Hallenstadions nicht einmal die Reporter sicher. Vieles kam von oben, aber nicht alles war gut. Bier und Senf wurden zu beliebten Wurfgeschossen, wenn es darum ging, der Freude oder dem Frust Luft zu verschaffen.

 

Speziell waren sie alle irgendwie, die Duelle zwischen den ZSC Lions und dem EHC Kloten. Früher noch mehr, weil sich die Anzahl der Begegnungen pro Saison auf zwei beschränkte. Später kam es einmal (2013/14) inklusive Playoff sogar zu zehn Matches in einer Saison. Kloten hat lange die Derbys dominiert, doch von 2002 bis 2018 lautet die Bilanz: 55 Siege für den Z, 42 für Kloten, 1 Unentschieden.

 

Besondere Motivation

 

Severin Blindenbacher, der sein Debüt in der National League mit den damaligen Kloten Flyers gab, seit 2005 aber (mit zwei Jahren Unterbruch in Schweden und den USA) bis 2021 für die Lions spielte, sagt, was viele denken: «Zum Glück gibt es die Derbys wieder. Das ist für alle gut, auch für die Kassiere beider Clubs.» Er erinnert sich vor allem an die Duelle als Spieler der Lions gegen Kloten. «Sie waren eine Macht, mit Hlinka und Rintanen und später Santala. Ich war immer besonders motiviert. Ich liebte diese Zweikämpfe mit Stancescu oder Rintanen. Sie waren immer hart, aber stets im Rahmen des Erlaubten. Es wurde immer sehr gutes Eishockey gespielt, und der eine oder andere ist über sich hinausgewachsen.» Natürlich war «Blindi» immer speziell motiviert. Speziell sei bei aller Rivalität aber auch gewesen, dass es auf dem Eis nie «primitiv» wurde.

 

Blindenbacher hat in seinem Jahr in Schweden mit dem Färjestads BK auch einige Derbys erlebt, «gegen HV 71 aus Jönköping oder gegen Frölunda Göteborg ging es so ziemlich zur Sache. Aber gefühlsmässig war die Rivalität nie so gross wie zwischen den ZSC Lions und dem EHC Kloten.» Und darum ist ihm natürlich die Derbyserie um den Titel im Frühling 2014 am besten in Erinnerung. Die Lions gewannen sie 4:0, aber drei der vier Partien endeten nur mit einem Tor Unterschied – oder wurden, wie Spiel 4 in Kloten, erst im Penaltyschiessen entschieden. Robert Nilsson war der Held, der Klotens Goalie Martin Gerber den Meisterpuck in die Maschen setzte.

 

Das verrückteste Derby

 

War es nun das beste oder das verrückteste Derby? Oder beides? Stattgefunden auf jeden Fall hat es 1991, als sich die beiden Rivalen zum ersten Mal in einer Playoff-Serie begegneten. Kloten als Dritter der Saison, der Z als Nummer 6. Kloten hatte damals Pavoni im Tor, Eldebrink und Kent Nilsson als Ausländer, der Z hoffte auf den einst besten Flügel der Welt, den Russen Wladimir Krutow. Der «Tank» war nicht mehr in der besten physischen Verfassung, aber gut genug für ein Spektakel. Kloten gewann Spiel 1, der Z Spiel 2, Kloten wieder Spiel 3 – und dann folgte im überfüllten Hallenstadion diese verrückte vierte Partie. Krutow, der im ersten Heimspiel zwei Tore erzielt hatte, leistete zu drei Toren Nuspligers die Vorlage. Der ZSC führte 6:5 und war in Unterzahl, als sich ausgerechnet der frühere Klotener Zesi Zehnder einen Fehlpass leistete und so 30 Sekunden vor Schluss dem «magic man» Kent Nilsson das 6:6 ermöglichte. Im Penaltyschiessen traf Anders Eldebrink für Kloten zum 8:7, Bob Martins Versuch landete an der Latten-Unterkante. Es war Derby Nummer 55.

 

Die Unentschieden-Saison

 

Ausgeglichener war es nie mehr: Im Winter 1993/94 gingen alle vier Derbys in die Verlängerung. Und da es damals noch nicht Usus war, dass unbedingt ein Sieger erkoren werden musste und das Penaltyschiessen noch weit entfernt war, endeten drei von vier auch mit einem Remis. Im Hallenstadion hiess es zweimal 3:3 nach Verlängerung, im Schluefweg einmal 4:4. Einzig das erste Derby des Winters kannte Sieger und Verlierer. Eine Sekunde vor Ablauf der Overtime erzielte Bruno Erni das 2:1 für Kloten. Das letzte von bisher 13 Unentschieden war ein 2:2 im Februar 2003 in Kloten.

 

Die Krawatte für den Auswärtssieg

 

Zum ersten Mal in Kloten begegneten sich Kloten und der ZSC 1960 im Cup, der Z siegte da locker 17:1. Doch in der Meisterschaft war der Schluefweg lange eine uneinnehmbare Festung. Der erste Erfolg in der Meisterschaft kam erst am 5. Januar 1993 zustande. Dieses 4:2 war für die Anhänger des ZSC eine riesige Erlösung, auf Initiative von Peter Graf wurde gar eine Krawatte produziert, auf der diese Premiere festgehalten ist. Kloten tröstete sich mit dem ersten von vier Meistertiteln in Folge.

 

Das 100. Derby

 

Am 5. Februar 2000 ging das 100. Derby über Klotener Eis, es endete 2:1. Andrew McKim, der später ins Hallenstadion wechselte, erzielte beide Tore für Kloten, Kari Martikainen traf für den Z. Seger scheiterte am Pfosten, praktisch mit der Schlusssirene jubelte der ZSC über den Ausgleich, den Schiedsrichter Reiber nach Videokonsultation aber nicht gab. Dan Hodgson war nach einer Keilerei vorzeitig unter die Dusche geschickt worden. Das 200. Derby wurde am 9. September 2016 im Hallenstadion gespielt, es endete mit einem Sieg Klotens nach Penaltyschiessen (3:2).

 

Fünf Goals innerhalb 8:22

 

Das 118. Derby kündigte sich normal an, aber es endete mit dem bisher höchsten Sieg der Neuzeit: Im Hallenstadion gewann der Z am 11. Oktober 2003 gleich 8:3. Nach 20 Minuten stand es 2:2, dann folgten im Mitteldrittel fünf Tore innerhalb von 8:22 gegen Klotens Goalie Stephan.

 

Die Premiere im Stadiönli

 

Den Renovationsarbeiten im Hallenstadion musste auch der Z weichen, er bestritt die Saison 2004/05 im erweiterten Stadiönli gleich nebenan. Das erste Meisterschafts-Heimspiel, das mit 4000 Zuschauern ausverkauft war, fand am 18. September gegen Kloten statt. In diesem 122. Derby schossen Reto Stirnimann (2), Robert Petrovicky und Pascal Tiegermann die Goals zum 4:2-Sieg.

 

Die Dernière in Oerlikon

 

Niemand wusste es damals. Das 210. Derby am 9. Dezember 2017 war das letzte im Zürcher Hallenstadion. Denn Kloten stieg am Ende der Saison ab und «wartete» mit der Rückkehr in die National League ein Jahr zu lange. Der EHC verabschiedete sich mit einem 5:1-Erfolg aus Oerlikon. Der Z verlor in jenem Winter auch das bisher letzte Derby, und zwar am 20. Januar 2018 in Kloten nach Penaltyschiessen 3:4. Aber im Frühling wurde er Meister.



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