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Schweizermeister 2018

ZSC Lions

Saison 2017/18

Im August, kurz vor Saisonstart, nahm Edgar Salis, Sportchef der Löwen, seinen Hut. Er blieb der Organisation aber erhalten und fand im Scouting ein neues Betätigungsfeld. Ein neuer Sportchef wurde in der Person von Sven Leuenberger gefunden. Ebenfalls neu verpflichtet wurden Center Drew Shore und Flügel Fredrik Pettersson. Diese sollten mit ihrem direkten Zug auf das Tor verhindern, dass man zum dritten Mal in Serie aus den Playoff-Viertelfinals rausflog. Für die Defensive wurde Kevin Klein von den New York Rangers verpflichtet.

Im ersten Spiel der Saison lag man in Langnau bereits nach 34 Minuten mit 0:3 im Rückstand. Ein richtiger Fehlstart konnte jedoch verhindert werden und die Löwen siegten nach Verlängerung mit 4:3.

Nach sieben Runden hatte der Zett bereits 24 Gegentore kassiert. Auch die Punkteausbeute entsprach nicht den Erwartungen. Viele Journalisten schrieben bereits von einer Krise und einem angezählten Trainer Hans Wallson.

Am 17. Oktober 2017 spielte man erneut gegen Langnau, und diesmal führten die Lions mit 2:0. Aber während der Löwen gedanklich wohl schon in der zweiten Pause waren, gelang Langnau das seltene Kunststück, drei Tore innerhalb einer Minute zu erzielen. Diesen Kollektivschlaf kurz vor der Pause konnten die ZSC Lions im Schlussabschnitt nicht mehr korrigieren.

Fünf Tage später schieden die Lions dann auch im Cup beim Unterklassigen Ajoie aus. Die Limmatstädter liessen weiterhin vor allem auswärts die Stabilität vermissen.

Danach folgte eine Serie von acht Spielen ohne Niederlage, inklusive zweier Siege in der Champions Hockey League gegen Nottingham.

Bei Halbzeit der Qualifikation lagen die ZSC Lions punktgleich mit dem zweitplatzierten Lugano auf Rang drei. Der SC Bern war zu diesem Zeitpunkt mit 14 Punkten Vorsprung davongeeilt. Die Verpflichtung von Pettersson zahlte sich aus, war er zu diesem Zeitpunkt doch der Topscorer der Liga mit mehr als einem Punkt pro Spiel im Schnitt. Nachdem es in der Startphase der Saison noch geholpert hatte, lief es nun also gut.

Kurz vor Weihnachten schlitterte der Zett dann doch nochmals in eine Krise. Sechs der letzten acht Begegnungen gingen verloren. Bis Heiligabend standen noch die beiden Spiele gegen Lausanne und Genf an. Der Strich war nun nur noch sechs Punkte entfernt. Wieder munkelte die Presse, dass die ZSC Lions wohl mit einem neuen Trainer ins neue Jahr starten würden.

Die Frage war schnell beantwortet. Am 29. Dezember 2017 leitete bereits Hans Kossmann das Training der Lions. Dieser erhielt jedoch nur einen befristeten Vertrag bis Ende Saison. Gleichzeitig gaben die Löwen bekannt, dass ab der kommenden Saison Serge Aubin hinter der Bande stehen würde. Es kristallisierte sich auch immer mehr heraus, dass Ende der Saison 2017/18 eine Ära bei den ZSC Lions zu Ende gehen würde: Mathias Seger, der im ersten Spiel unter Kossmann noch für 1000 Spiele mit den ZSC Lions geehrt wurde, hing seine Schlittschuhe an den Nagel. Anschliessend an die Ehrung wurde Lugano mit 6:1 besiegt. Seger sagte auf seine Weise Danke und wurde zum Man of the Match gewählt.

Dank einem Zwischenspurt im Februar mit sechs Siegen in Serie entledigte man sich der grössten Sorge: die Playoff-Qualifikation war geschafft. An der Transferfront musste der Zett auch nochmals aktiv werden, da Robert Nilsson aufgrund einer Hirnerschütterung bereits seit zwei Monaten fehlte. Verpflichtet wurde der Kanadier Linden Vey. Auch das Kader für die kommende Saison wurde bereits kräftig geplant: Vom SC Bern konnte Sven Leuenberger Maxim Noreau verpflichten.

Mit Platz 7 in der Qualifikation bekamen es die ZSC Lions in der ersten Playoffrunde mit dem EV Zug zu tun. Experten sahen ein schnelles Saisonende für den Zett. Spielerisch mochte man im ersten Spiel mit den Zugern nicht mithalten, also versuchten es die Lions mit körperbetontem Spiel, was allerdings auch nicht den gewünschten Erfolg brachte. 4:1 lautete das Resultat dieser ersten Playoff-Begegnung zugunsten der Zuger.

Bei der Heimpremiere kamen 9’715 Zuschauer in den Genuss zweier Spiele in einem. Bis zur Spielmitte führten die beherzt aufspielenden Zürcher mit 4:1. Danach kippte das Spiel aber komplett. Als David McIntyre für Zug in der 56. Minute den Ausgleich erzielte, glaubte beinahe niemand mehr an die Löwen. Die Zürcher wollten sich nur noch in die Verlängerung retten. Doch kurz vor Schluss konnte der Zürcher Pettersson, Topscorer der Liga mit 29 Toren, die Scheibe hinter Zugs Torhüter Tobias Stephan verstecken und den 5:4-Heimsieg sicherstellen. Im Nachhinein betrachtet kam dieser Treffer einer Wiedergeburt der Lions gleich. Das viel zitierte Momentum war fortan auf der Seite der Zürcher.

Spiel drei in Zug begann, obwohl nicht unfair geführt, mit vielen kleinen Strafen. Die ZSC Lions machten an diesem Abend den Unterschied in den Special Teams aus. Ein Powerplay-Treffer durch Pettersson sowie zwei Shorthander von Reto Schäppi und Pius Suter brachten die Löwen 3:1 in Führung. Kurz nach Spielhälfte schaffte der EVZ jedoch nochmals den Anschluss. Dass die Zürcher den Vorsprung danach souverän über die verbleibenden 27 Minuten halten würden, damit hätten die wenigsten gerechnet.

In Zürich bemerkten nun auch die letzten Fans, dass sich hier etwas anbahnen könnte. Auf jeden Fall war das Hallenstadion erstmals seit dem 19. November 2017 wieder ausverkauft. Der Zett dankte es den Zuschauern mit einer 5:0-Gala. Der Halbfinal war nur noch einen Sieg entfernt.

Lange führte der EVZ in seinem dritten Heimspiel mit 1:0. Die Zürcher, die nun mit einer ganz anderen Körpersprache als noch zu Beginn auftraten, erhöhten stetig den Druck auf das Zuger Gehäuse. In der 40. Minute belohnten sich die Gäste mit einem Doppelschlag innert 20 Sekunden selbst. Obwohl Zug im Schlussabschnitt nochmals ausgleichen konnte, liessen die Zürcher nichts mehr anbrennen. Schäppi schickte in der 70. Minute den EVZ in die Ferien und die ZSC Lions in den Halbfinal.

Der SCB, Dominator der Qualifikation, setzte zur Eröffnung des Halbfinals mit dem ersten Schuss der Partie gleich ein Zeichen – 1:0. Die Lions liessen sich dadurch aber nicht entmutigen. Unbeeindruckt spielten sie weiter. Pettersson traf doppelt und brachte den Zett in Führung. Noch einmal konnten die Berner ausgleichen, aber mit Ronalds Kenins’ Shorthander nach 43 Minuten belohnten sich die Zürcher gleich mit einem Break in Spiel eins.

Doch Bern war nicht Zug. Der SCB schlug in Zürich eiskalt zurück. Simon Bodenmann schoss die Berner in der Verlängerung zum Ausgleich in der Serie.

Nun waren die Löwen wieder in Bern gefordert. Der äusserst unglückliche Treffer zum Sieg der Berner im vorangegangenen Spiel in Zürich (der Puck sprang ans Bein von Schiedsrichter Tscherrig und wurde so zur optimalen Vorlage für Bodenmann) hätte durchaus das Momentum in der Serie drehen können. Die Zürcher aber, seit dem Viertelfinalsieg über Zug mit gestärktem Selbstvertrauen, spielten unbeirrt weiter und landeten mit 2:3 erneut einen wichtigen Auswärtssieg.

Spiel vier war dann eine klare One-Man-Show. Fabrice Herzog schoss sämtliche Treffer zum 3:1-Sieg. Der erste Heimsieg der Serie bedeutete auch die 3:1-Führung in der Serie. Mit einem guten Gefühl reisten die Zürcher dann zum dritten Mal in die Bundeshauptstadt.

Dort erwartete sie ein Tollhaus. Tristan Scherwey meinte, wer nicht mehr an den SCB glaube, soll zu Hause bleiben. Und genauso kamen die Berner aus den Garderoben. Bald schon lagen sie 1:0 in Führung. Dann wurde es hitzig. Scherwey unterband einen Powerplay-Angriff der Zürcher, scheiterte aber an Lukas Flüeler. Andrew Ebbets Nachschuss kullerte dann aber irgendwie ins Tor. Es folgten mehrere Videostudien der Schiedsrichter, die den Treffer schlussendlich nicht gaben. Der Grossteil der 17’031 Zuschauer tobte. Die Lions aber spielten ruhig weiter und nutzten eine Minute später die Unruhe zum 1:1-Ausgleichstreffer. Im Mitteldrittel setzte sich der SC Bern dann mit 3:2 durch und brachte die knappe Führung über die Runden.

So musste der Finaleinzug eben vor eigenem Anhang vollzogen werden. Bereits nach drei Minuten klingelte es im Kasten des SCB: Mike Künzle vollendete einen Schuss zum 1:0. Danach zeigten die Berner eine starke Reaktion. Sie schlugen ein hohes Tempo an und waren überall auf dem Eis anzutreffen. Der sich nun abzeichnende Führungstreffer der Berner fiel dann in der 14. Minute durch Calle Andersson.

Doch dann bauen die Berner, nicht zum ersten Mal in dieser Serie, wieder ab. Dies erlaubte Fredrik Petterson, in der 25. Minute den Ausgleich zu bewerkstelligen. Die Partie wog nun hin und her. In der Verlängerung nahmen dann wieder die Lions das Heft in die Hand. Nach gerade mal zweieinhalb Minuten beerdigte Pius Suter die Meisterträume der Mutzen. Er vollendete nach schöner Vorarbeit von Fredrik Pettersson ein Tor. Die ZSC Lions standen im Finale, eine Situation, die noch ein paar Wochen zuvor niemand für möglich gehalten hatte.

Wieder einmal hiess der Gegner im Finale Lugano. Diese wollten in der ersten Partie gleich Präsenz markieren. Doch der ZSC reagierte grossartig und zog sein Spiel durch. Dadurch sprang auch der Funke nicht zum Publikum über, der gefürchtete Hexenkessel der Resega blieb aus. Nach 35 Minuten reüssierte Künzle zum 1:0 und sicherte seinem Team gleich zu Beginn das benötigte Break.

Das erste Zürcher Heimspiel der Serie bot dann Spektakel pur, und zwar auf beiden Seiten. Die Drittelsresultate von 2:2, 1:1 und 1:1 zeugen von einer ausgeglichenen Partie. Nach exakt 70 Minuten war es dann aber Wick, der die Lions zur 2:0-Führung in der Serie schoss.

In der dritten Partie, abermals in Lugano, arbeiteten die Tessiner die Zürcher vom Eis. Ein zwischenzeitlicher offener Schlagabtausch blieb ohne Auswirkungen auf das Spiel. Das Resultat von 3:0 zugunsten der Luganesi war verdient, wenn auch etwas zu hoch. Nach dem Spiel lautete die Frage, wie viel Kraft diese Leistung Lugano wohl gekostet hatte.

Das Startdrittel des zweiten Heimspiels der Löwen begann katastrophal. Nervös, kompliziert und fehlerbehaftet war ihr Spiel, was ihnen einen 0:2-Rückstand bescherte. In der Pause schien Kossmann dann aber die richtigen Knöpfe gedrückt zu haben. Bereits 37 Sekunden nach Wiederbeginn gelang Shore der Anschlusstreffer. Nach Suters Ausgleich in der 42. Minute kamen dann auch die Emotionen ins Spiel. Als Luganos Provokateur Maxime Lapierre nach einer vergebenen Chance Flüeler umstiess, krallte sich Schäppi den Sünder und offerierte damit Lugano ein Powerplay. Die Überzahl hielt nicht lange an, da Schmutz Flüeler bei der nächsten Gelegenheit erneut anrempelte. Die Verlängerung war mittlerweile Tatsache. In der 75. Minute war es dann Baltisberger, der einen Schnitzer Sanguinettis zum dritten Sieg der Serie in Merzlikins Tor unterbrachte.

Die Geschichte von Spiel fünf ist schnell erzählt. Anstelle der Meisterparty gab es lange Gesichter bei den Zürchern. Lugano dominierte das Spiel von A bis Z und setzte sich diskussionslos mit 4:0 durch. Damit verkürzte Lugano in der Serie auf 2:3 und konnte gut gelaunt und mit gestärktem Selbstvertrauen nach Zürich reisen.

In diesem sechsten Finalspiel begannen die Zürcher wieder nervös. Zehn Jahre nach dem letzten Titel vor eigenem Anhang schienen sie gehemmt. Lugano nützte dies gleich aus und kam zu guten Chancen. Mathias Seger, der mittlerweile vom jungen Tim Berni verdrängt wurde, schaffte es immerhin wieder von der Tribüne auf die Bank. Lauri Korpikoski und Kevin Klein, der nach der Saison zurücktreten wollte, beantworteten Luganos zweimalige Führung mit den Ausgleichstreffern. Auf die erneute Führung der Luganesi in der 56. Minute hatten die Lions dann keine Antwort mehr. Ausgerechnet Maxime Lapierre, der die ZSC Lions und ihre Fans zur Weissglut trieb, war der Torschütze des letzten Tores an diesem Abend. Das Hallenstadion, mit 11’200 Zuschauern zum siebten Mal in Serie ausverkauft, musste sich also weiter auf einen Heimtitel gedulden.

Am 27. April 2018 kam es dann also in Lugano zur Finalissima. Das letzte Spiel musste einen neuen Meister bringen. Viel deutete allerdings nicht mehr darauf hin, dass dies die ZSC Lions sein sollten. Zur Überraschung aller traten die Löwen dann aber gefestigt auf. Lukas Flüeler hexte und parierte die unmöglichsten Schüsse. Als in der 7. Minute der neue Captain Patrick Geering den Zett in Führung schoss, hatte man bereits eine Hand am Pokal. Denn die Defensive der Löwen hielt sämtlichen Angriffen der Luganesi stand.

Nachdem Ronalds Kenins die Partie und damit die Meisterschaft mit einem Empty-Netter entschieden hatte, kam in den Schlusssekunden dann auch Mathias Seger noch zum Einsatz. Eine Karriere, wie sie nur sehr selten in der Schweiz vorkommt, ging zu Ende.

Die Meistermannschaft:

Tor: Flüeler, ET: Schlegel
1: P. Baltisberger, Klein (A); Korpikoski, Vey, Suter
2: Geering (C), Sutter; Kenins, Shore, Wick
3: Marti, Berni; Herzog, Schäppi (A), C. Baltisberger
4: Seger, Guerra; Miranda, Prassl, Künzle

Modus:

Qualifikation:
Spiele: 50 / Siege: 19 / Nach Verlängerung: 4 / Nach Penalty: 2 / Niederlagen: 19 / Nach Verlängerung: 2 / Nach Penalty: 4 / Torverhältnis: 144:133 / Punkte: 75

Playoffs:
Viertelfinal vs. Zug, Serie 4:1
Halbfinal vs. Bern, Serie 4:2
Final vs. Lugano, Serie 4:3

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