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Schweizermeister 2000

ZSC Lions

Saison 1999/2000

Achtunddreissig (!) Jahre sind seit dem letzten Meistertitel vergangen. Der ZSC, mittlerweile als ZSC Lions auf dem Eis bekannt, meldete im Vorjahr zumindest in der Qualifikation höhere Ansprüche an. Nachdem die beiden Liga-Topscorer der Saison 1997/98 (Hodgson/Jaks) verpflichtet werden konnten und man die Qualifikation auf Rang zwei abschloss, konnte doch etwas mehr als ein frühes Playoff-Aus in Runde eins gegen Kloten erwartet werden. Auf die neue Saison hin wurde dann auf dem Transfermarkt nochmals kräftig zugeschlagen: Aus Davos kam Stirnimann, aus Rapperswil ein Jüngling namens Seger (der in seinem letzten Spiel im Rosenstädter-Trikot im Hallenstadion für Rapperswil drei Tore schoss) und aus Ambri kamen Baldi und Salis.

In der Vorbereitung gewann der ZSC den Robert-Ober-Cup, und auch der Saisonstart mit fünf Siegen in den ersten fünf Partien stimmte die Fans zuversichtlich. Nach zwei Niederlagen stand dann das erste Derby der Saison an. 10’696 Zuschauer sahen einen dezimierten ZSC – es fehlten Papp, Zehnder, Martikainen, Salis, Weber und Micheli. Trainer Ruhnke konnte noch genau eine Handvoll Verteidiger einsetzen. Zeiter, Jaks und Plavsic reüssierten im ersten Drittel und liessen keine Fragen offen, wer die Partie als Sieger beenden würde. Mit einer 1:4-Niederlage musste Kloten die Heimreise antreten.

Nach zwei weiteren Siegen und einem Remis kam ein erstes Mal der meistgenannte Meisterkandidat ins Hallenstadion: der HC Lugano. Ein aus Sicht der Zürcher ernüchterndes 0:4 kam dabei heraus. Auch das «Revanchespiel» in derselben Woche im Tessin endete mit einer Niederlage für den Zett.

Nach 26 Runden führte der ZSC die Tabelle aber mit 38 Punkten an, Lugano folgte mit 35 Punkten, hatte zu diesem Zeitpunkt aber zwei Spiele weniger absolviert. Zug auf dem dritten Tabellenplatz lag bereits sieben Punkte hinter dem ZSC.

Auch das dritte Rendezvous mit Lugano brachte nichts Neues: 0:3-Niederlage.

Am 18. Januar des neuen Millenniums gastierte dann Lugano, mittlerweile in der Tabelle an den ZSC Lions vorbeigezogen, zum zweiten Mal im Hallenstadion. Der ZSC, nicht gewillt, ein viertes Mal das Eis als Verlierer zu verlassen, meldete seine Ambitionen bereits nach 17 Sekunden an: Della Rossa bezwang Huet im Alleingang.

Apropos Huet: Dieser machte Chancen der Löwen dutzendweise zunichte. Die Chancenauswertung wie auch das Powerplay des ZSC waren an diesem Abend lausig. Fedulow glich dann die Partie kurz vor Drittelsende zum 1:1 aus. Das Spiel war auch nach 60 Minuten noch unentschieden, bis Micheli mit einem Glücksschuss in der 64. Minute doch noch den Sieg sicherstellen konnte. Allerdings wurde der Sieg teuer bezahlt: Mit Keller, Baldi und Schrepfer fielen gleich drei Spieler verletzungsbedingt aus.

Zum Ende der Liga-Qualifikation lag Lugano mit 67 Punkten vorne, gefolgt vom Zett, allerdings mit elf Punkten im Rückstand. Dahinter waren Zug und Ambri mit 54 und 52 Punkten gefährlich nahe an die Lions rangekommen.

Der Aufgalopp in die Playoffs wurde in fünf Spielen locker hinter sich gebracht, wobei sicherlich das 8:1 im letzten Spiel gegen Davos für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Erwähnenswert sind auf jeden Fall das 3:0, das Rückkehrer Ivankovic erzielte, sowie die drei Tore von Verteidiger Martikainen.

Im Halbfinal machte der ZSC dann nicht lange Federlesen mit Zug: ein glatter «Sweep» kündigte an, dass der Formanstieg zum Ende der Saison stimmte.

Finale! Lugano! Lugano, das mit acht Siegen am Stück in den Final eingezogen war und in der Halbfinal-Derby-Serie gegen Ambri gerade mal 6 Tore zuliess, war der grosse Favorit. Trotz einer 2:5-Niederlage gegen die Bianconeri schöpften die Zürcher Zuversicht, da Lugano längst nicht so dominant auftrat, wie es befürchtet werden musste. «Bei fünf gegen fünf waren wir ebenbürtig», meinte Della Rossa nach dem ersten Spiel.

11’500 Zuschauer wohnten im Hallenstadion dem zweiten Spiel der Serie bei – ausverkauft. Jaks, der seit über 180 Minuten nicht mehr getroffen hatte, lancierte die Partie mit dem 1:0 in der 22. Minute. Ausgerechnet Dubé war es dann, der mit einem Doppelschlag in der 29. und 31. Minute die Luganesi in Führung schoss. Della Rossa konnte in der 53. Minute ausgleichen. Zeiter war es dann in der zweitletzten Minute vorbehalten, die ZSC Lions zum Sieg zu schiessen und somit dem HCL die erste Playoff-Niederlage dieser Saison beizufügen. Allerdings war dieses Spiel leider auch der Auslöser von massiven Ausschreitungen in den beiden Fanlager, die über Jahre andauern sollten.

Spiel drei in Lugano brachte für den Zett das Break in der Serie. Unter schlechten Vorzeichen reisten die Zürcher in die Resega. Die beiden Schlüsselspieler Jaks und Zeiter mussten aufgrund eines Grippevirus zu Hause bleiben. Einige andere Spieler traten die Reise geschwächt an. Der dezimierte Löwen-Kader zeigte aber eine engagierte Leistung im Startdrittel, was ihm mehr Spielanteile verschaffte. Wohl auch darum, weil Trainer Koleff aufgrund der Sperre gegen Bozon alle vier Linien umstellte und so die Automatismen bei Lugano fehlten.

Dennoch gingen die Tessiner im Mitteldrittel durch ein kurioses Tor in Führung. Das Schlitzohr Wes Walz täuschte von der Mittellinie den Pass in die Ecke an, sah, dass Sulander sich bereits auf den Weg machte und drehte im letzten Moment seinen Stock so, dass der Puck geradeaus seinen Weg ins verlassene Tor fand. Dadurch liess sich das Zürcher Ensemble aber nicht aus dem Konzept bringen. Binnen sechs Minuten drehten Martikainen, Schrepfer und Micheli die Partie. Das 2:3 eine Viertelstunde vor Schluss war allerdings das letzte Tor, dass die Abwehrtürme Plavsic, Salis und Martikainen noch zuliessen. Damit endete eine 28 Spiele andauernde Siegesserie der Luganesi in der heimischen Spielstätte.

Das vierte Spiel fand dann wieder im Hallenstadion statt, das erneut ausverkauft war. Koleff entschied sich, nochmals Walz einzusetzen, obwohl Bozon wieder spielberechtigt war. Dubé blieb blass, ihm fehlte der französische Mitspieler sichtlich. Seger und Schrepfer erzielten bis Mitte des ersten Drittels einen Vorsprung für die Zürcher, ehe besagter Walz in der 17. Minute auf 1:2 verkürzen konnte. Nachdem Micheli bereits in der neunten Minute mit einem Leistenproblem ausgeschieden war, erlitt der ZSC in der 23. Minute einen weiteren herben Verlust: Edgar Salis wurde von einem Puck im Gesicht getroffen und verlor dabei das Bewusstsein. Für den Rest des Finals konnte er nicht mehr eingesetzt werden. In der 59. Minute erlöste dann Stirnimann den Zürcher Anhang mit dem entscheidenden 3:1. 3:1 hiess es nun auch in der Finalserie, womit die ZSC Lions die Chance hatten, sich zwei Tage später im Tessin zum Meister zu küren.

Im fünften Spiel musste sich Lugano-Trainer Koleff wohl auch dem öffentlichen Druck beugen und setzte Bozon wieder ein. Dieser war wegen der Sperre und der Verbannung auf die Tribüne derart heiss darauf, zu spielen, dass er die Partie praktisch im Alleingang entschied. Aber von vorne: Fedulow erzielte in der 14. Minute das 1:0, worauf die Zürcher eine gute Antwort bereit hatten: Ivankovic und Hodgson drehten das Spiel in weniger als drei Zeigerumdrehungen zur 2:1-Pausenführung für die Stadtzürcher. Nachdem Bozon kurz nach Start des Mitteldrittels ein erstes Mal getroffen hatte, war es Jaks in der 27. Minute, der zur erneuten Führung einnetzte. Keine 200 Sekunden später war es dann aber erneut Bozon, der den Luganesi wieder zur Führung verhalf. Im Schlussdrittel hatte dann Zeiter in der 53. Minute den Meisterschaftspuck auf der Schaufel, doch leider traf er das leere Tor nicht. So war es Bozon (wem sonst) vorenthalten, in der 63. Minute mit seinem dritten Tor an diesem Abend Lugano in der Serie wieder an die Zürcher heranzubringen.

1. April 2000 – Tag der Entscheidung.

Ein übervolles Hallenstadion wollte seine ZSC Lions als Meister sehen.
Es hätten wohl 50’000 Tickets verkauft werden können.
Spätestens seit dem letzten Donnerstag war klar, dass die Lions gut genug waren, um Meister zu werden. Doch waren sie auch reif genug? Die Antwort lautete: Ja! In sämtlichen drei Abschnitten waren sie die bessere und vor allem initiativere Mannschaft. Bestes Beispiel dafür war Ari Sulander, der im Mittelabschnitt den ersten Schuss von Lugano parieren durfte. Nach 40 Minuten stand die Partie dennoch 2:2, Lugano konnte zweifach einen Rückstand ausgleichen. Als dann Weber in der 46. Minute die dritte Führung für den ZSC erzielte, glaubten sich einige schon im Meisterhimmel. Lugano antwortete nur kurz darauf mit dem erneuten Ausgleich durch Fedulow.

Das Spiel ging nun in die finale Phase. Alle rechneten schon mit einer Verlängerung, doch Rolf Schrepfer hatte etwas dagegen. Er nahm dem tändelnden Fuchs in der neutralen Zone die Scheibe ab und lief in die untere Ecke. Von dort aus spielte er einen Rückpass auf Adrien Plavsic, der nicht lange fackelte und abzog. Christian Weber, im vermeintlich letzten Spiel seiner Karriere, «irritierte» Christobal Huet entscheidend – und zwar so, dass das von Plavsic abgefeuerte Geschoss unten links in der Kiste einschlug. Die Uhr zeigte 19 gespielte Minuten und 50 Sekunden im letzten Abschnitt an und die ersten Zuschauer stürmten bereits das Eis. Andreas Zehnder war es dann, der die Zuschauer dazu brachte, das Eis wieder zu verlassen. Die letzten zehn Sekunden wurden von der gesamten Halle episch runtergezählt. Es folgte noch ein Schuss der Luganesi, den Sulander problemlos hielt. Danach pfiff Schiedsrichter Bertolotti das Spiel ab. Was dann folgte, sind unvergessliche Bilder. Das ganze Eis war mit Fans überflutet, und mittendrin die Spieler. Es wurde eine lange Nacht in Zürich – respektive lange Nächte!

Die Meistermannschaft:
Sulander, Martikainen, Seger, Stoller, Plavsic, Kout, Zehnder, Della Rossa, Weber, Schrepfer, Jaks, Hodgson, L. und Ph. Müller, Stirnimann, Zeiter, Micheli, Ouimet, Ivankovic.
Die im letzten Spiel Verletzten nicht zu vergessen: Salis, Baldi und der überzählige Lindberg.

Modus:

Qualifikation:
Spiele: 45 / Siege: 26 / Remis: 4 / Niederlagen: 15 / Torverhältnis: 143:99 / Punkte: 56

Playoffs:
Viertelfinal vs. Davos, Serie 4:1
Halbfinal vs. Zug, Serie 4:0
Final vs. Lugano, Serie 4:2

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