Schweizermeister 1949
Saison 1948/49
Auf die neue Saison hin hatte der ZSC einen schwerwiegenden Abgang zu verzeichnen: Dr. Otto Ernst musste seine Eishockeykarriere aus beruflichen Gründen beenden. Seit der Saison 1932/33 war er Teil des Kaders der ersten Mannschaft. Somit verblieb mit Heini Lohrer nur noch ein Spieler aus dem Meisterjahr 1936. Dafür stiess ein Handballspieler der Nationalmannschaft namens Otto Schubiger zum ZSC. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, was er für den Club noch alles leisten würde …
Am 21. November 1948 startete man mit einem 14:2 gegen die Grasshoppers in die Saison. Drei Wochen später konnte auch Arosa zweistellig besiegt werden. Dazwischen schaute in einem internationalen Spiel in Mailand gegen die Diavoli ein 17:2-Erfolg heraus. Die Tormaschinerie lief also!
Am 18. Dezember 1948 traf der ZSC erstmals auf einen Gegner, der ihm mehr entgegenzusetzen vermochte: die Young Sprinters aus Neuchâtel. Dennoch wurde auch dieses Spiel gewonnen, wenn auch äusserst knapp (4:3). Das Spiel zählte im Übrigen zum prestigeträchtigen Coupe Devred, bei dem am Folgetag das Finale gegen Arosa leider mit 7:9 verloren ging.
In der Meisterschaft ging es mit den beiden Auswärtsspielen in Arosa und bei den Grasshoppers weiter – beide Spiele endeten erneut mit einem Stängeli für den ZSC.
Mit dem Auswärtsspiel in Neuenburg wurde die Vorrunde abgeschlossen. Dabei schaute ein 8:2 für den ZSC heraus. Dadurch präsentierte sich die Abschlusstabelle der Vorrunde hervorragend: sechs Spiele, zwölf Punkte und ein Torverhältnis von 57:19.
Die beiden Erstklassierten der Vorrunde qualifizierten sich für die Finalrunde. Neben dem ZSC waren das Arosa und aus der Gruppe zwei Basel, das sich etwas überraschend vor Davos klassieren konnte.
Der etwas eigenwillige Modus wollte, dass Spiele aus der Vorrunde gegen das ebenfalls qualifizierte Arosa in der Finalrunde nicht mehr ausgetragen wurden, sondern die Resultate aus der Vorrunde übernommen wurden. Somit starteten die vier Teams mit folgender Ausganglage in die Finalrunde: ZSC, vier Punkte; Basel-Rotweiss, drei Punkte; Davos, ein Punkt; Arosa, null Punkte.
Den Start in die Finalrunde musste der ZSC beim ewigen Rivalen Davos bestreiten, und prompt setzte es die erste Niederlage (3:5) ab. Da der EHC Arosa die Basler zu bezwingen vermochte, blieben die Zürcher an der Spitze. Allerdings rückten die vier Mannschaften in der Tabelle näher zusammen.
Am 19. Januar 1949 kam es zum ersten Aufeinandertreffen der beiden Gruppensieger ZSC und Basel. 3000 Zuschauer verfolgten auf dem Dolder eine packende Partie. Im ersten Drittel erzielte Guggenbühl, der verletzt antrat, das 1:0 für die Hausherren. Auch im zweiten Drittel wog das Spiel hin und her – es stand auf Messers Schneide! Die Zürcher konnten sich bei ihrem glänzend parierenden Torhüter Bänninger dafür bedanken, dass die Null gehalten werden konnte. Zur Nervenberuhigung trafen im Mitteldrittel noch Hinterkircher und Hauser mittels haltbarer Weitschüsse für den ZSC. Für den Schlussabschnitt hatten sich die Basler offenbar etwas vorgenommen und kamen wie die Feuerwehr aus der Kabine. Die Zürcher Verteidigung stand aber wie ein Fels in der Brandung. Gegen Ende schwanden die Kräfte der Basler und so skorte der ZSC noch viermal, was in einem vielbeachteten 7:0 mündete. Die Konkurrenz musste neidlos anerkennen, dass die Meisterschaft wohl nur über den ZSC führte.
Nur vier Tage später bot sich den Baslern die Gelegenheit, sich zu revanchieren. 6000 Zuschauer wollten sich diesen Spitzenkampf bei prächtigem Wetter nicht entgehen lassen. Bereits in den Anfangsminuten erwischte Boller den schlecht reagierenden Basler Torhüter aus 20 Metern. Diese Führung hatte bis zum Ende des ersten Drittels Bestand. Im Mitteldrittel war dann Wildwest auf dem Eis angesagt: 0:2, 2:2, 2:4, 3:4 hiessen die Spielstände. Im Schlussabschnitt, reich an dramatischen Szenen, führten dann die Basler plötzlich mit 5:4. Lange sollten sie sich an der Führung jedoch nicht erfreuen können, denn die Zürcher antworteten mit wuchtigen Vorstössen. In der 52. Minute netzte Boller zum Endstand von 5:5 ein.
Vor dem letzten Spieltag präsentierte sich die Tabelle wie folgt:
1. Davos, sieben Punkte, 2. ZSC, sieben Punkte, 3. Basel, vier Punkte, 4. Arosa, zwei Punkte.
Somit musste die letzte Partie über die Vergabe des Schweizermeistertitels entscheiden!
30. Januar 1949 – der Tag der Entscheidung auf dem Dolder vor 12’000 Zuschauern. Mit 25-minütiger Verzögerung, die dem schlechten Eis geschuldet war, startete Schiedsrichter Tschäppeler die Partie zwischen dem ZSC und dem HCD. Bereits in der sechsten Minute schoss Heini Lohrer, der drei Minuten vorher eine klare Chance versiebt hatte, die Scheibe aus etwa zehn Metern Distanz am verdutzen Perl vorbei in den Kasten zum 1:0 für den ZSC.
Auch im zweiten Drittel erwischten die Zürcher den besseren Start. Bereits nach zwei Minuten konnte Urson auf einen Rückpass Rossis einschiessen. Ein stürmischer Jubel wehte durch das Stadion und nicht wenige mochten schon den silbernen Pokal im Besitz der Zürcher sehen. Diese Optimisten wurden nur gerade 50 Sekunden später nach dem 3:0 von Bieler noch mehr bestärkt. Unter den Davosern wurde eine grosse Lustlosigkeit bemerkbar. Dennoch konnten sie vor Drittelsende noch durch Maissers auf 3:1 verkürzen.
Im Schlussdrittel fielen dann keine Tore mehr. Der ZSC spielte vorsichtig und die Davoser regelwidrig. Es war gut, dass die Sirene dem in eine massive Balgerei übergehenden Kampf gerade noch ein Ende setzte. Die Begeisterung der Menge über den Meisterschaftssieg der Einheimischen kannte keine Grenzen. Anschliessend übergab Dr. Gafner den Meisterschaftspokal den siegreichen Zürchern. Erster Gratulant bei Hanggi Boller war übrigens Bibi Torriani.
Die Meistermannschaft:
Ernst Hunziker (Materialverwalter), Hinterkircher, Schubiger, Hauser, Bänninger, Rossi, Lohrer, Guggenbühl, Bettina (Präsident), Bieler, Boller, Schmid (verletzt)
Modus:
Vorrunde: 6 Spiele / 6 Siege / 0 Remis / 0 Niederlagen / 57:19 Tore
Finalrunde: 6 Spiele / 4 Siege / 1 Remis / 1 Niederlage / 39:20 Tore
Bemerkung: In der Finalrunde wurden effektiv nur vier Spiele gespielt: zweimal gegen Basel, zweimal gegen Davos. Die beiden Spiele gegen Arosa, gegen das man schon in der Vorrunde spielte, wurden in die Tabelle der Finalrunde übernommen.