Geschichte der Lions-Frauen
In der Saison 1982/83 wurden das Frauen-Eishockeyteam der Löwinnen als «ZSC ASTENA» gegründet. Danach hiessen die Frauen viele Jahre «ZSC Cosmos». Später folgte dann die wichtige Integration in resp. die Angliederung an den Lions-Nachwuchs. 2011 wurden die ZSC Lions Frauen erstmalig Schweizermeister in der höchsten Frauenliga. Daraus geworden ist eine wahre Erfolgsgeschichte!
Bei keinem anderen Verein spielen so viele Frauen Eishockey wie bei den ZSC Lions. Zu verdanken ist das einer Erfolgsgeschichte über vier Jahrzehnte. Ein Blick zurück: von versehentlich abgeschossenen Velofahrern beim Schusstraining über berüchtigte Trainingseinheiten auf der Waid bis hin zu sausenden Meisterpartys.
Aufbruchstimmung im Schweizer Fraueneishockey. In Zug schafft man neu zumindest semiprofessionelle Strukturen, der SC Bern will sich mit dem bereits bestehenden NLA-Frauenteam BOMO Thun zusammenschliessen und auch in Davos setzt man durch die Übernahme der HC Thurgau Ladies konsequent auf Frauenhockey. Wer kann, springt auf den bereits fahrenden Zug auf und setzt nicht mehr nur auf Spitzensport bei den Männern.
Nur eine Frage der Zeit also, bis auch die ZSC Lions darauf aufspringen? Gar nicht nötig! Ohne falsches Selbstbewusstsein können wir nämlich behaupten, im Frauenhockey Pionierarbeit geleistet zu haben – und gewissermassen als Lokomotive dieses Zuges zu fungieren. Schon seit über 40 Jahren spielen in der Organisation der ZSC Lions auch Frauen Eishockey. Ein Blick zurück auf die bewegte Historie:
Astrid und Elena – oder: ASTENA
1982 ist das Geburtsjahr des allerersten Frauenteams, das auf den Namen «ZSC ASTENA» hörte. Woher der ungewohnte Zusatz? Ganz einfach: Die beiden Gründerinnen hiessen Astrid und Elena. Ziel der beiden war es, alle hockeybegeisterten Frauen aufs Eis zu lassen. Wurde doch beim bereits bestehenden Team «Kloten Specials» ziemlich stark selektioniert. Beim ZSC durften alle mitspielen!
Die Anfänge des Frauenhockeys beim ZSC waren also noch nicht wirklich geprägt von Leistungskultur. So waren die Kontakte zur restlichen Organisation zu Beginn auch rar. Die Strukturen blieben dann auch ziemlich amateurhaft: So tauchten oft nur eine Handvoll Spielerinnen im Training auf, nicht selten musste das Eis mit einer Knabenmannschaft geteilt werden, die sich spontan für ein Training entschied. Die Gesamtleiterin Frauen in der ZSC-Organisation, die bereits ab dem zweiten Jahr nach der Gründung mit dabei war, erinnert sich an eine besonders kuriose Szene: «Wir durften damals im alten Hallenstadion trainieren. Da kam es schon mal vor, dass die Rennbahn gleichzeitig genutzt wurde. Während einem Schusstraining rutschte plötzlich ein Velofahrer von der Bahn. Er wurde tatsächlich von einer unserer Spielerinnen abgeschossen, die ihr Ziel offensichtlich ein wenig verfehlt hatte», lacht Angie Weber. Immerhin: Zwei Jahre später, 1984, wurde das Frauenteam dann auch offiziell vom ZSC anerkannt.
Berüchtigte Trainingseinheiten auf dem Vitaparcours der Waid
Nach dem Abgang der beiden Gründerinnen wurde der Zusatz «ASTENA» obsolet und in «Cosmos» geändert. Nach und nach wurde das ZSC-Fraueneishockey professioneller. 1988 wurde der erste ausländische Trainer verpflichtet. Tomas Chod, ein Tscheche, berüchtigt für seine Einheiten auf dem Vitaparcours der Waid. Später kam auch die erste Ausländerin für auf dem Eis dazu – einen knallharten Schleifer als Trainer gabs obendrauf. Darin gipfelte der erste Aufstieg in die damalige LKB, der zweithöchsten Spielklasse.
Sportlich glichen die Erfolge der ZSC-Frauen aber weiter einer Achterbahnfahrt. So stieg man bald wieder aus der LKB ab, nur um wenig später wieder aufzusteigen. Und dann die Saison 2006/07: Mit der besten LKB-Saison der Geschichte qualifizierte man sich souverän für die Auf-/Abstiegsrunde. Und schaffte da durch starke Leistungen gegen das damals schon etablierte BOMO Thun – und auch dank tollen Paraden der damaligen ZSC-Juniorin Florence Schelling – den erstmaligen Aufstieg in die höchste Spielklasse des Fraueneishockeys. Die Erstklassigkeit führte schnell auch zu einer grösseren Breite bei den ZSC-Frauen: Auf die nächste Saison hin nahm das Farmteam GCK Lions seinen Spielbetrieb auf.
Wenn die Torhüterin zur Feldspielerin umfunktioniert wird
Mit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse nahm die Erfolgsgeschichte der ZSC-Frauen endgültig seinen Lauf. Vier Jahre später krönten sich die Zürcherinnen zum ersten Mal zum Schweizer Meister. Mit einer Geschichte, wie sie es nur das (Frauen)-Eishockey schreibt. Aufgrund des derart kleinen Kaders musste Trainerin Daniela Diaz teilweise sogar ihre Torhüterin aufs Feld schicken, um genügend Blöcke zusammenzubekommen. Trotzdem – und dank herausragenden Ausländerinnen – gewann das Frauenteam in dieser Saison den ersten Titel. Einen Erfolg feierten auch die GCK Lions: Sie stiegen in die zweithöchste Spielklasse auf, wo sie bis heute auch geblieben sind.
In der Folge wurden die ZSC-Frauen zum Erfolgsteam mit einer riesigen Strahlkraft. Mehrere Meistertitel und Cupsiege kamen dazu. Zum Sinnbild für die herausragende Arbeit der letzten Jahre wurden die Olympischen Winterspiel 2018 in Südkorea. Eine Rekordzahl von elf Löwinnen, dazu drei Personen aus dem Zürcher Staff, wurden aufgeboten.
Nummer eins der Schweiz
Mittlerweile durften die Frauen der ZSC Lions schon sage und schreibe acht Meistertitel und zehn Cupsiege bejubeln. Jüngst gewannen die Löwinnen das Double, also Meisterschaft und Cup! Auch der vorletzte Meistertitel dürfte einigen noch in guter Erinnerung sein, als man in der abgelaufenen Saison Lugano im Final klar vom Eis fegte und ein weiteres Mal den Pokal in die Höhe stemmen konnte. Ein umso schönerer Moment, hatte man doch in der Saison zuvor das Finale noch verloren und wurde man in der Spielzeit 2019/20 ungemein bitter durch Corona ausgebremst – nur noch ein Sieg fehlte damals in der Finalserie zum Titel, als die Saison abgebrochen wurde.
Fast noch wertvoller ist aber die Nachwuchsarbeit, die nicht nur für die Region Zürich, sondern die ganze Hockeyschweiz Gold wert ist. 150 Frauen spielen derzeit in der Lions-Organisation. Unter dem Namen «Lions Girls» existiert seit Oktober 2018 ein reines Nachwuchsteam in der Frauenliga. In der Saison 2021/22 gelang den Lions Girls der Aufstieg in die dritthöchste Spielklasse. Die Mädchen sind aktuell zwischen 12 und 17 Jahren alt. «Wir dürfen mit Stolz behaupten, landesweit die Nummer eins zu sein», freut sich Angie Weber. Das bleiben die Lions hoffentlich auch in den nächsten 40 Jahren, auch wenn die Konkurrenz nun etwas grösser zu werden scheint.
200 Spiele und mehr |
Stefanie Kühne, ZSC & GCK Lions Christine Meier, ZSC Lions (240, Karriere beendet) |
150 Spiele und mehr |
Isabel Waidacher, ZSC Lions (198) Katrin Nabholz, ZSC Lions (194) Anna Rüedi, ZSC & GCK Lions (191) Monika Waidacher, ZSC Lions (189) Nina Waidacher, ZSC Lions (164) Sabrina Zollinger, ZSC Lions (155) |
100 Spiele und mehr |
Alea Erb, GCK & ZSC Lions Kym Sauter, GCK Lions Dominique Rüegg, ZSC Lions Caro Baldin, ZSC Lions Elena Bosshard, GCK & ZSC Lions Sue Vital, GCK Lions Angela Taylor, ZSC Lions (142) Laura Benz, ZSC Lions (127) Reica Staiger, ZSC & GCK Lions (124) Angela Frautschi, ZSC Lions (109) Livia Altmann, ZSC Lions (107) Annina Fürer, GCK Lions (104) |
50 Spiele und mehr |
Linn Fäsch, GCK & ZSC Lions |